: Jugendherberge mit Gittern
Hamburgs erstes reines Frauengefängnis mit Kinderzimmern und Werkstätten wurde gestern auf der Elbinsel Hahnöfersand eröffnet ■ Von Elke Spanner
Fast dezent erscheint er, der schmale Backsteinbau hinter dem hohen Drahtzaun, eingebettet in Grün, so weit das Auge reicht. „Die Eröffnung ist eine gute und eine schlechte Botschaft“, grinst der parteilose Justizsenator Wolfgang Hoffmann-Riem: „Die gute, daß Hamburg jetzt ein Frauengefängnis hat. Die schlechte, daß wir solche Gebäude benötigen.“Mit diesen Worten öffnete er gestern die Pforten zu Hamburgs erstem reinen Frauengefängnis auf der zu Niedersachsen gehörenden Elbinsel Hahnöfersand.
Wo sonst graue Stahltüren scheppern, hängen im Frauenknast blau gestrichene Türen in den Angeln. Wo in anderen Gefängnissen die Schlösser wuchtig verkleidet und von Riegeln verstärkt sind, ist auf Hahnöfersand ein einfaches Sicherheitsschloß installiert. Der Eindruck, eine Jugendherberge zu durchschreiten, legt sich dennoch schnell. Schmal, mit acht Quadratmetern sind die Zellen sehr schmal geschnitten. Wohl hat man sich um Freundlichkeit bemüht, Hafträume wie Kinderzimmer wurden mit Möbeln aus hellem Holz und blauem Stahl eingerichtet. Und die Fenster sind auffallend groß. Davor jedoch prangen massive weiße Gitter.
46 Frauen werden auf Hahnöfersand im offenen und geschlossenen Vollzug untergebracht. Mit 190.000 Mark pro Haftplatz sei das Haus eine Sparversion, erläutert Anstaltsleiterin Dr. Hilde van den Boogart. Deshalb auch die kleinen Zellen. Deren Enge will sie mit langen Aufschlußzeiten begegnen.
Die „Integration der Frauen in den Arbeits- und Qualifikationsmarkt außerhalb der Anstalt“sei ein wesentliches Ziel des Vollzuges, verspricht der Justizsenator. Doch die ursprünglich geplanten zwei LehrerInnenstellen sind auf eine Dreiviertelstelle zusammengeschrumpft. „Schon jetzt liege ich mit meinem Stundenplan über dem Stundensoll“, sagt Lehrerin Sabine Dörhöfer. Bildung tue not: Von den derzeit 120 weiblichen Insassen in Hamburg haben 48 keinen Schulabschluß, sechs waren auf der Sonder-, 24 auf der Hauptschule. 23 Frauen haben die Realschule und 5 das Gymnasium abgeschlossen. Auf Wunsch sollen die Gefangenen in Hahnöfersand die Möglichkeit haben, den Haupt- oder Realschulabschluß nachzuholen. Hauptsächlich wird Dörhöfer jedoch Kurse in Deutsch als Fremdsprache anbieten, denn rund 30 Prozent der Gefangenen in Hahnöfersand werden Ausländerinnen sein.
Im „Funktionstrakt“im Erdgeschoß des Knastes befinden sich zwei Werkräume. Noch sind sie gähnend leer. Doch bald schon werden hier Gefangene hämmern, sägen, basteln und malen. „Hier sollen die Frauen lernen, eine Bohrmaschine selbst in die Hand zu nehmen“, erklärt eine Schließerin, wie sich das Haus demnächst mit Leben füllen soll: Am 5. Mai werden die ersten Frauen aus Hamburgs Gefängnissen auf die Insel in der Elbe verlegt.
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