Fast bis ans Ende der Welt

■ Endlich wurde ein Tourenplaner für das "Schöne-Wochenende-Ticket" mit über 1.000 Einzelverbindungen zu 225 Zielorten zwischen Basel und Ostsee vorgestellt

Auf ins „schöne Wochenende“ mit der Bahn, ob nun an den Ostseestrand oder nach Garmisch- Partenkirchen. Für 35 Mark können bis zu fünf Personen gleichzeitig an einem Wochenende von Samstag 0 Uhr bis Montag 2 Uhr beliebig viele Fahrten in den Nahverkehrszügen der Bahn, das heißt mit RE (Regionalexpreß), RB (Regionalbahn), SE (Stadtexpreß) sowie den S-Bahnen unternehmen. Darüber hinaus werden die Tickets auch in den meisten Verkehrsverbünden (unter anderem Berlin, Frankfurt, Rhein-Neckar) anerkannt, so daß eine Fahrt von Haustür zu Haustür möglich ist.

Pünktlich zum Fahrplanwechsel der Bahn AG am Sonntag ist die neueste Auflage des Tourenplaners des Berliner Landesverbands des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) für das „Schöne-Wochenende-Ticket“ erschienen. Auf 72 Seiten sind die Fahrpläne der günstigsten Bahnverbindungen mit Nahverkehrszügen zwischen Berlin und über 200 Zielen in Deutschland zusammengefaßt. Seit der Einführung des Tickets vor zwei Jahren sei die Auslastung der Nahverkehrszüge an Wochenenden von 10 auf 35 Prozent gestiegen, stellte der VCD fest. Dies zeige, daß mit einer offensiven Preispolitik spürbare Auswirkungen im Reise- und Freizeitverkehr erreichbar seien.

Die Broschüre ist unterteilt in die Bereiche „Brandenburg“ mit 50 Ausflugszielen, „zwischen Ostsee und Erzgebirge“ (70 Ziele) und „der Rest der Republik“, der mit 100 Orten vertreten ist. Neben einer Liste mit allen Verkehrsunternehmen, die das Ticket anerkennen, sind auch zu jedem Zielort die Telefonnummern von den örtlichen Verkehrsbetrieben, der Tourismusinformation, den Jugendherbergen und von Fahrradverleihen aufgeführt.

So kann man beispielsweise mit vier FreundInnen einen Tagesausflug um 12.20 in Berlin-Karow mitten in die Schorfheide nach Groß- Schönebeck starten. Dort angekommen um 13.29 Uhr bleibt genügend Zeit für einen langen Spaziergang in einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete der Bundesrepublik. Um 18.26 geht's dann zurück in Richtung Berlin, nicht ohne am Wandlitzsee um 19.12. auszusteigen und je nach Laune noch ein, zwei, drei Stunden im Wandlitzsee zu baden. Um 23.12 Uhr geht's zum letzten Mal nach Berlin.

Wer gerne badet, kann um 9.47 Uhr ab Berlin-Lichtenberg nach Sassnitz auf Rügen an der Ostsee fahren, um dort um 14.04 Uhr anzukommen. Einer langen Wanderung zu den Kreidefelsen oder einer stundenlangen Session am Strand in der „Piratenbucht“ steht nun nichts mehr im Weg. Zurück müßte man am Sonntag erst um 19.51, um gegen Mitternacht wieder in Lichtenberg zu sein. Auch nach Usedom dauert die Fahrt nur vier Stunden.

Ein Wochenendtrip zur Wartburg über Eisenach in Thüringen ist ebenfalls vorgeschlagen. Zum Beispiel um 8.09 Uhr ab in Lichtenberg und 14.26 Uhr an in Eisenach; zurück dann am nächsten Tag spätestens um 18.30 Uhr, um gegen Mitternacht am Zoo zu sein.

Nach Frankfurt/Main dauert die Verbindung in der Regel neun Stunden, nach München elfeinhalb, nach Stuttgart ebenfalls elfeinhalb, nach Köln über zehn und nach Hamburg knapp fünf Stunden.

Zu einer Besteigung der Zugspitze reicht es nicht ganz, es sei denn, man liebt Nachtwanderungen. Denn auch wenn man Berlin schon um 5.06 Uhr verläßt, steht man erst um 19.25 Uhr in Garmisch-Partenkirchen auf dem Bahnsteig. Und am nächsten Morgem müßte man spätestens um 10.27 Uhr zurück, um gegen 24 Uhr wieder in Berlin zu sein.

Die längste Tour quer durch die Republik nach Basel könnte man um 5.33 Uhr am Samstagmorgen auf dem Bahnhof Zoo beginnen. Mit der S-Bahn geht es nach Potsdam, von dort mit einem Regionalexpress nach Dessau, dann wahlweise über Kassel und Frankfurt/ Main oder Erfurt und Würzburg nach Karlsruhe und von dort weiter nach Süden. Hoffentlich nicht völlig gerädert von der 16stündigen Fahrt trifft man um 21.11 Uhr auf dem Badischen Bahnhof in Basel ein. Zurück könnte es am Sonntagmorgen um 8.01 Uhr gehen und um 23.53 betritt man wieder heimatlicheren Boden am Berliner Zoo. Für die gleiche Fahrt braucht ein ICE weniger als die Hälfte der Zeit, kostet aber auch fast das Zehnfache (ohne Bahncard).

Der Tourenplaner des VCD Berlin kostet fünf Mark und ist seit dem 28. Mai im Zeitschriftenhandel oder direkt beim VCD Berlin, Schönhauser Allee 108 in 10439 Berlin, Telephon 44 65 10 69, erhältlich. Christoph Villinger