: Greenpeace hat Vertrag mit Kommerzsender
■ Umweltschutzorganisation sendet ab Herbst eigenes Programm bei RTL
Berlin (taz) – Der Aktionsjournalismus reicht Greenpeace nicht mehr aus. Ab September wird die Umweltschutzorganisation mit einem eigenen Programm beim Privatsender RTL starten. Die Sendungen wird die unabhängige Fernsehproduktionsfirma Eco- Media (Hamburg) produzieren. Unklar ist bislang noch, ob die halbstündige Sendung jede Woche oder nur alle zwei Wochen im Abendprogramm von RTL laufen wird.
„Das war meine Idee“, sagte Birgit Radow, Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland, gestern. Seit Jahren habe Greenpeace ins Fernsehen gehen wollen. Denn nur mit einer eigenen Sendung könne die Organisation Hintergründe zu Umweltthemen vermitteln. „Greenpeace TV“ wird nicht nur über die Arbeit oder die Aktionen der Organisation berichten. „Es geht ja nicht darum, zu zeigen, wie toll wir sind“, sagte Radow. Die Sendung soll über Meeresverschmutzung und Atomkraft, Gentechnik und ökologische Innovationen aufklären.
Finanzieren soll sich die Sendung selbst. RTL wird Greenpeace eine nicht genannte Summe pro Minute zahlen, die ausschließlich in die Produktion von Greenpeace TV fließe. Der Sender habe großes Interesse an dem Projekt. Mit anderen Privatsendern habe sich Greenpeace nicht einigen können. RTL hingegen „entspricht unseren Vorstellungen in allen wesentlichen Punkten“, sagte Radow. Greenpeace habe keine Quoten zu erfüllen und könne unabhängig über die Themen entscheiden. Mit der Werbung zwischen den PR- Clips für Greenpeace hat Radow keine Probleme.
Außerdem stellte Radow die Bilanz 1996 vor. Greenpeace hat im vergangenen Jahr 3,1 Millionen Mark weniger eingenommen, obwohl es bei rund 517.000 Fördermitgliedern geblieben ist. Diese und andere Spender überwiesen immerhin 69,6 Millionen Mark. Die Rücklagen der Organisation haben zum 31.12. 96 rund 61 Millionen Mark betragen. 4,8 Millionen Mark hat Greenpeace daraus im vorigen Jahr für Aktionen im In- und Ausland verwendet. Insgesamt hat Greenpeace 1996 genau 73,7 Millionen Mark ausgegeben.
In den nächsten Monaten werde Greenpeace sich in Deutschland verstärkt um Smog und Sommersmog kümmern. Außerdem werde der Widerstand gegen die Einführung genmanipulierter Lebensmittel verstärkt. International wird Greenpeace Aktionen gegen die Meeresverschmutzung durch Erdölförderung starten. Zudem will sich die Organisation für alternative Energien einsetzen. ufo
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