piwik no script img

Masterplan erleidet Verkehrsunfall

■ Bezirke und Verwaltung für Stadtentwicklung einig: Kein Neubau einer geplanten Autostraße durch den Park am Gleisdreieck. Bezirke jubeln, Planer sehen Verkehrskonzept für die City in Frage gestellt

Das Verkehrskonzept des Masterplans hat einen herben Dämpfer erhalten: Anders als im „Planwerk Innenstadt“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz vorgesehen, wird durch das Gleisdreieck zwischen Schöneberg, Tiergarten und Kreuzberg keine Autostraße gebaut. Die Verbindung, von den Masterplanern als „zentraler Bestandteil“ für den Autoverkehr in der Innenstadt bewertet, soll nur als Fuß- und Radwegeverbindung entstehen. Diese Erfolgsmeldung des Tiergartener Baustadtrats Horst Porath (SPD) bestätigte gestern die Verwaltung für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Technologie.

Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) sei überzeugt worden, die Planungen für die Autostraße fallenzulassen und statt dessen über dem begrünten Bahngelände zwischen den Bezirken eine „breite baumbestandene Promenade“ zu errichten, erklärte Porath. In dem Bereich gebe es ohnehin zuwenig Grünanlagen. Der Sprecher der Verwaltung für Stadtentwicklung, Joachim Günther, sagte, die Entscheidung sei in seiner Verwaltung nicht umstritten, aber es habe „unterschiedliche Auffassungen“ über die Zukunft des Geländes gegeben. Dennoch sei der geplante Bau einer kleinen Straße durch das Gelände nicht entscheidend.

Das sieht der zuständige Verkehrsplaner des Masterplans, der Stadtplaner Dieter Hoffmann- Axthelm, anders. In der Karte des Planwerks Innenstadt ist die Autostraße eingezeichnet, weil sie eine alte Verbindung zwischen der Stadtmitte und Schöneberg wiedereröffnen sollte. In den Planungen zur Verkehrssituation in der Innenstadt hatte es geheißen, ein Neubau der Straße sei dringend notwendig, um die bestehenden Ost-West-Verbindungen zu entlasten. Durch Öffnung vieler kleiner Straßen sollten die Magistralen entlastet und der Verkehr verlangsamt werden, so das Credo der Verkehrsplaner. Außerdem sollte der Ost-West-Verkehr intensiviert werden. Konkret versprach sich Hoffmann-Axthelm von dem Straßenneubau auf dem Gleisdreieck die Entlastung von Schillstraße/An der Urania. Diese Hauptverkehrsschneise soll nach dem Masterplan zurückgebaut werden, der Ost- West-Verkehr soll sich andere Wege suchen.

Dafür fehlt nach der Aufgabe der Gleisdreieck-Durchquerung jetzt eine der geplanten Hauptadern. „Mir ist schleierhaft, wie sich die Verwaltung das Verkehrskonzept vorstellt“, meinte Hoffmann-Axthelm. Da die Potsdamer Straße und der Potsdamer Platz durch die Neubauten von debis und Sony verstopft blieben, gehe es darum, mehr und nicht weniger Verbindungen zu schaffen. Das Nachgeben des Senators gegenüber den Interessen der Bezirke Tiergarten, Schöneberg und Kreuzberg sei „reine Klientelpolitik“. Bernhard Pötter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen