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Space- und Ocean-Park werden teurer

■ Land Bremen soll für beide Großprojekte das Risiko absichern und eine Milliarde Mark beisteuern / Interner Zwischenbericht des Senats / Grundsatzentscheidung diese Woche

„Spaß muß sein.“so überschreibt Jochen Franck, Mitarbeiter der Unternehmensberatung Wenzel&Partner (Hamburg), seinen Artikel zum Thema Freizeitparks in der Zeitschrift „Immobilien-Manager“. Die Branche boomt. 500 Milliarden Mark Umsatz werden für das Jahr 2000 prognostiziert. Wenzel&Partner ist auch Berater bei den Projekten Ocean- und Space-Park, und hat der als Projektentwickler beteiligten Firma Köllmann geraten, vorsichtiger zu kalkulieren.

Auf 50 Seiten hat Bremens Wirtschaftssenator nun das Zwischenergebnis der schwierigen monatelangen Beratungen über die Finanzierung der Projekte aufgeschrieben. Mit den bisher eingeplanten staatlichen Summen – 250 Millionen Mark für Ocean- und 93 Millionen für Space-Park – „erscheint eine Projektrealisierung ... unmöglich“. Allerdings liegt noch kein Detail fest: „Kostensicherheit – Betreiberkonzept – Finanzierungskonzept – wirtschaftliche Tragfähigkeit“müssen von der Köllmann-Gruppe noch konkret nachgewiesen werden“, stellt das Wirtschaftsressort fest. Dennoch soll in dieser Woche noch schnell vor den Ferien das grundsätzliche OK gegeben werden. Dazu soll es zwölf Millionen Mark weitere „Planungsmittel“geben.

Klar ist bisher: Die Projektentwickler von der Köllmann-Gruppe haben durchgesetzt, daß Ocean- und Space-Park als ein Paket behandelt werden müssen. Erstmals sollen öffentlich finanzierte Infrastrukturmaßnahmen von dem privaten Projekt-Betreiber selbst durchgeführt werden, sogar für die schon erfolgten Abriß-Maßnahmen sind nachträglich zwölf Prozent „allgemeine Geschäftskosten“für Köllmann eingerechnet: Ihm werden insgesamt 198 Millionen Mark für „allgemeine Geschäftskosten“beider Parks garantiert.

Darüber hinaus werden beide Gelände – 60 Hektar Bremerhaven und 20 Hektar AG Weser-Gelände für jeweils eine Mark „zur Verfügung gestellt“. Das Land trägt ca. 480 Millionen Mark „Infrastrukturkosten“, dazu gibt es ca. 200 Millionen öffentlicher Investitionszuschüsse, wenn die privaten Betreiber insgesamt 1,17 Milliarden investieren. Unter dieser Voraussetzung übernimmt ein „Garantiefonds“mit dem Namen „Bremer Ocean- und Space-Park-Stiftung“das unternehmerische Risiko. An der Stiftung ist das Land mit 75 Prozent beteiligt. Bremen soll außerdem mit einer Bürgschaft von 350 Millionen auf 25 Jahre das unternehmerische Betreiber-Risiko abfedern.

Soviel staatliche Absicherung scheint erforderlich. Nachdem ursprünglich die Idee bestand, die Dasa und acht andere größere Investoren könnten für den Space-Park gefunden werden, ist man inzwischen auf das Modell eines privaten „Immobilienfonds“kleiner Anleger gekommen. Aber eben für dieses Konzept fordert Köllmann die 350 Millionen Mark Sicherheit.

Die Köllmann-Gruppe will so mit Bremer Hilfe ein für sie weitgehend neues Geschäftsfeld erschließen. Insbesondere die starke thematische Beschränkung ist bislang selbst in den USA eher die Ausnahme, in Europa gibt es keinerlei Vorbild. Die sogenannten Urban Entertainment-Parks setzen, beschreiben die Berater Wenzel&Partner die Lage, stark auf „Wiederholungsbesucher“aus der Region. Als Magnet für Touristen funktionieren sie bisher nicht. Auf dem Gelände der AG-Weser soll der eigentliche Space-Park deshalb nur einen kleineren Teil des Projektes ausmachen. Kritiker sprechen von einem „Einkaufszentrum mit Rakete in der Mitte“. Kino-Komplexe, Geschäftszeilen und Gastronomie-Meile sind genauso wichtig für den Erfolg eines derartigen Zentrums. Warum etwa das „CentrO“in Oberhausen bessere Chancen hat, läßt sich für Wenzel&Partner in zwei schlichten Zahlen darstellen: „Fünf Millionen Menschen können das CentrO innerhalb von 30 Minuten erreichen“. Weil das für Bremen nicht gilt, muß der Staat das Risiko tragen. K.W.

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