: Joint-venture im olympischen Wald
■ Die Landesentwicklungsgesellschaft Brandenburg und die beiden US-Firmen aus Dallas sanieren und vermarkten gemeinsam das ehemalige Olympische Dorf von 1936. Achttausend Wohnungen entstehen in der "Waldsie
Einundsechzig Jahre nach Jesse Owens sorgen erneut US-Boys für Furore im Olympischen Dorf von 1936. Gemeinsam mit der Landesentwicklungsgesellschaft Brandenburg (LEG) werden die beiden amerikanischen Unternehmen, Lincoln Properties und AIG (Dallas), die Modernisierung des 125 Hektar großen Geländes in Elstal an der westlichen Stadtgrenze Berlins übernehmen. Der Vertrag sieht vor, daß 60 Prozent LEG- Mittel und 40 Prozent US-Beteiligungen als Startkapital in die Entwicklung des Olympischen Dorfes fließen werden.
Bei dem 1,6 Milliarden Mark teuren Projekt sollen rund achttausend Wohnungen und Dienstleistungsnutzungen geschaffen werden. Außerdem ist vorgesehen, die erhaltenen Teile des Sportlerdorfes denkmalgerecht zu sanieren oder zu modernisieren.
Die Aufgaben des ersten Joint- venture-Unternehmens in Brandenburg zwischen der LEG und Lincoln Properties/AIG erstrecken sich neben der Schaffung von Wohnraum „auch auf die Vermarktung des Areals“, sagte LEG- Chef Germanus Pause. Im Rahmen des Projekts würden auch Infrastrukturmaßnahmen zur örtlichen Versorgung entwickelt. Pause: „Die Arbeit im Olympischen Dorf wird im Frühjahr 1998 beginnen.“
Als erstes würden das noch vorhandene „Speisehaus der Nationen“, die Schwimmhallen und die Sportlerbungalows für 35 Millionen Mark renoviert. Die ersten Wohnungen sollen im Herbst 1998 bezugsfertig sein.
Ebenso wie Pause wertete der brandenburgische Wirtschaftsminister Burghard Dreher die Verbindung zwischen den Dallas-Unternehmen und der LEG als „besonders zukunftsträchtig“. Neben dem Vertrag über das Olympische Dorf konnte Dreher ein weiteres Joint-venture einfahren. Die New Yorker Gruppe McGraw/Hill konnte für die Internationale Luftfahrtmesse gewonnen werden.
Pause und die LEG hatten seit über einem Jahr nach Investoren für das von der Roten Armee bis 1994 genutzte Areal gefahndet. Die sowjetischen Militärs, die in das von den Nazis als Lazarett genutzte Dorf 1945 einzogen, hatten die Gebäude in recht marodem Zustand zurückgelassen. Zahlreiche neue Kasernen, die in Plattenbauweise errichtet wurden, sind nicht nutzbar und sollen abgerissen werden.
Vor rund einem Jahr hatte die LEG ein Konzept für die „Waldsiedlung“ vorgelegt. Im einstigen Sportlerdorf, das 1936 über viertausend Athleten aus 53 Ländern Raum bot, sollten die noch bestehenden denkmalgeschützten Bauten erhalten bleiben und saniert werden. Das „Haus der Nationen“ oder das Kommandantenhaus – in dem der „Lagerkommandant“ die Sportler und Trainingsstätten beaufsichtigte –, die zum Teil von den Sowjets umgebauten Wohnhäuser und Spielfelder, sollen wieder in ihren originalen Zustand versetzt werden. Mit Neubauten in der Waldstadt kann nach Ansicht Pauses nach dem Jahr 2000 gestartet werden. Rolf Lautenschläger
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