Lanze für die Schanze

■ Wie Ole von Beust und ein Hamburger Schwarzer das Schanzenviertel retten

Ob sie ihre Balkone Scharfschützen zur Verfügung stellen sollten? Im „berüchtigten“Schanzenviertel traf Ole von Beust gestern nicht nur auf besorgte Gemüter, sondern auch auf amüsierte BewohnerInnen. Er bekannte: „Verarschen kann ich mich selber“, wandte sich ab und der Presse zu.

Der CDU-Spitzenkandidat hatte Großes zu verkünden: Ginge es nach ihm, sollte nicht nur gegen Drogendealer, sondern auch gegen Süchtige polizeilich vorgegangen werden.

Mit Hilfe einer konsequenten Bekämpfung der offenen Drogenszene und der Abschiebung dealender Schwarzafrikaner will von Beust die gespannte Situation im Schanzenviertel beruhigen. Dafür müßten auch Tabus gebrochen werden: DrogenkonsumentInnen sollten in Gewahrsam genommen und verscheucht werden können.

Geschmückt von dem empörten Schwarzafrikaner Anthony Rau zu seiner linken und dem empörten Geschäftsmann Reinhold „Piano“-Trübger zu seiner rechten, höhnte von Beust, es sei „lachhaft“, wenn der Senat zur Bekämpfung der offenen Drogenszene dem Kiosk am Sternschanzenbahnhof kündige.

Der CDU-Mann will lieber „auch im Körper von Dealern“nach Drogen suchen dürfen, nannte die Mundhöhle, meinte aber wohl den Magen-Darm-Trakt, denn auf Nachfrage bestätigte er, daß der Polizei auch das Einsetzen von Brechmitteln erlaubt werden sollte – zumindest „in Extremfällen“.

Ob Anthony Rau, Vorsitzender des Vereins für Menschenrechte, bei der Bürgerschaftswahl „für Ole“ist, wollte er nicht verraten. Dessen Konzept jedenfalls findet er gut, und daß er mit dem CDU-Spitzenmann auf dem Podium sitzen dürfe, sei eine „große Chance, für die Interessen der Schwarzen zu sprechen, die nichts mit Drogen zu tun haben“.

Mit „den anderen Brüdern“will er nicht länger in einen Topf geworfen werden, „ich arbeite und zahle Steuern“. Rau will, daß die Polizei „härter gegen Dealer vorgeht“. Diese Botschaft hätten ihm viele Afrikaner mit auf den Weg gegeben.

„Er weiß gar nicht, wie es hier aussieht“, sagt dagegen Natty G. Der Afrikaner lebt selbst seit über zehn Jahren im Schanzenviertel und nimmt für sich in Anspruch, für die Schwarzen dort zu sprechen. Diese würden nur einen Ausweg aus der zugespitzten Lage sehen: Die sofortige Legalisierung von Drogen. Elke Spanner