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BASF entschädigt US-Patienten

■ Die US-Tochter Knoll zahlt 183 Millionen Mark an irregeführte Verbraucher: „Kein Schuldeingeständnis“

Ludwigshafen/Berlin (rtr/taz) – Die US-Tochter der deutschen BASF, Knoll Pharmaceutical, hat sich mit etlichen Millionen Klägern außergerichtlich geeinigt. Rechtsanwalt Barry Himmelstein hatte für die US-Bürger gegen das Pharmaunternehmen geklagt, da Knoll jahrelang eine Studie über das Schildrüsenmedikament Synthroid unter Verschluß gehalten hatte. Bei dem außergerichtlichen Vergleich hat Knoll sich verpflicht, 98 Millionen Dollar (183 Millionen Mark) in einen Fonds einzuzahlen. Knoll sei außerden bereit, den Fonds um bis zu 135 Millionen US- Dollar (252 Millionen Mark) aufzustocken. Himmelstein hatte ursprünglich acht Milliarden Dollar Schadenersatz gefordert.

In den Klagen war Knoll vorgeworfen worden, die Publikation einer wissenschaftliche Studie, in der Synthroid mit Konkurrenzprodukten gegen Schildrüsenunterfunktionen verglichen worden war, verhindert zu haben. Knoll kontrolliert 84 Prozent dieses auf 600 Millionen Dollar pro Jahr geschätzten US-Marktes. Da die Konkurrenzprodukte laut Studie billiger, aber genauso wirksam sind, hätten bis zu acht Millionen Amerikaner der BASF-Tochter erst die guten Marktanteile beschert. Knoll hatte die wissenshaftliche Leiterin der Forschungsgruppe vertraglich gezwungen, die Ergebnisse ihrer Untersuchung geheimzuhalten. Laut der Wissenschaftlerin hätten die Schildrüsenpatienten 365 Millionen Dollar in den vergangenen sieben Jahren sparen können, wenn sie nicht das teuere Knoll-Präparat hätten kaufen müssen. Das wiederum war ihnen von Ärzten verschrieben worden, die auf die Werbung für das vermeintlich einzig wahre Medikament vertrauten.

BASF in Ludwigshafen wies darauf hin, daß der Vergleich „in keinerlei Hinsicht ein Schuldeingeständnis“ sei. Knoll habe sich zu einem Vergleich entschlossen, um langwierige und kostspielige Gerichtsverfahren sowie die Bindung wichtiger Ressourcen zu vermeiden. Von den 98 Millionen Dollar sollten die Ansprüche von fünf Millionen Klägern, die Anwaltshonorare und sonstige Auslagen beglichen werden. Knoll werde den Fonds auf 135 Millionen Dollar aufstocken, wenn sich mehr als fünf Millionen Menschen als geschädigt melden.

Eine Entschädigung von 19,60 Dollar bekommen Patienten, die zwischen dem 1. Januar 1990 und dem 1. August 1997 Synthroid gekauft haben. Die vom Gericht festgestellten Anwalts- und Verfahrenskosten werden vorher abgezogen.

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