: Schulen, wo Mädchen zuviel erleben
■ betr.: „Ein ganzes Dorf hüllt sich in Schweigen“, taz vom 7.8. 97
Die Vergewaltigung einer Zehnjährigen durch drei gleichaltrige Mitschüler – eine Bagatelle? Ein Streich unter Kindern, bei dem sich Erwachsene, Lehrer und Eltern am besten raushalten. Lehrer, Schulleiter und leider auch ein großer Teil der Bevölkerung von Schwarzenbruck verhalten sich, als ginge es um eine Schulhofbalgerei, die von einem hysterischen Vater hochstilisiert wird. Aber besonders von Pädagogen sollte erwartet werden können, daß sie die Tragweite einer Vergewaltigung eines Kindes erkennen und nicht bagatellisieren. Für das zehnjährige Mädchen ist diese Gewalttat ein traumatisches Erlebnis, das auch durch die vom Schulleiter empfohlene „psychologische Aufarbeitung“ nicht ungeschehen gemacht wird. Ihr ganzes Leben lang wird sie mit den Folgen dieser Vergewaltigung zu kämpfen haben. Nur mit viel Unterstützung und Solidarität wird sie lernen können, psychisch und physisch zu überleben. [...]
Das Verhalten und die Kompetenz der Erzieherin im Hort, den das Mädchen auch weiterhin besucht, zeigt, daß es möglich ist, adäquat mit solchen Situationen umzugehen und daß Schweigen nicht schützt. Durch den offenen Umgang hat sie dem Mädchen eine angstfreie Umgebung geschaffen.
Wir wünschen dem Mädchen und den Eltern viel Kraft und Mut und sprechen ihnen unsere Solidarität aus. Lilith e.V. – Frauenberatungs-
stelle i.A. Christine Wagner,
Nürnberg
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