piwik no script img

Wasserstoff im Tank

■ Methanol und Wasserstoff als Hoffnungsträger der Autoindustrie

Frankfurt (taz) – Im nächsten Jahr soll sie stehen, die erste Wasserstofftankstelle Deutschlands. In der Nähe des Münchner Flughafens soll dann ein Roboterarm den auf minus 252 Grad gekühlten und dadurch flüssigen Wasserstoff einfüllen, berichtet Ralf Fröchtenicht aus der BMW-Entwicklungsabteilung. Auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt können die BesucherInnen bereits den Schwenkarm des automatischen Tankwarts beobachten. Finanziert wird das Projekt von der bayerischen Landesregierung, BMW, MAN und noch einigen anderen Firmen.

Tatsächlich blasen Wasserstoffautos kein klimaschädliches CO2 aus dem Auspuff. Doch um den Wasserstoff auf Temperaturen nahe des absoluten Nullpunkts zu bringen, braucht man enorme Energiemengen. „Wasserstoff ist erst sinnvoll, wenn es Solarkraftwerke im großen Stil gibt – zum Beispiel in der Sahara“, so Fröchtenicht. Ansonsten entstünden Kohlendioxide bei der Herstellung des Kraftstoffs; und die sollen ja gerade vermieden werden.

Experten rechnen damit, daß jeder Liter Wasserstoff mindestens zwei bis drei Mark in der Herstellung kostet – und das bei einem Energiegehalt, der etwa halb so groß ist wie der von Benzin. Dennoch hofft Fröchtenicht, daß im ersten Jahrzehnt des nächsten Jahrtausends die erste BMW-Serie von Wasserstoffautos produziert wird.

Mercedes und Toyota setzen dagegen auf Methanol. Innerhalb von ein paar Jahren wollen beide Firmen Serienfahrzeuge auf den Markt bringen. Der aus Erdgas gewonnene Brennstoff wird bei 280 Grad in Wasserstoff, Kohlenmonoxid und -dioxid zerlegt. In der Brennstoffzelle wird der Wasserstoff dann mit Hilfe einer Kunststoffolie zusammen mit Luftsauerstoff in Wasser verwandelt. Dabei wird Energie frei, die einen Elektromotor antreibt. Gerade im Stadtverkehr mit geringen Geschwindigkeiten ist die Energiebilanz im Vergleich zu normalen Autos günstig, glauben auch Kritiker.

Die Brennstoffzelle „hat das Potential, in wenigen Jahrzehnten zur vorherrschenden Antriebsart zu werden“,so steht es auf einer großen Holzwand in der IAA- Mercedes-Halle. Doch der Methanolatrieb hat den Nachteil, daß sowohl bei der Herstellung des Treibstoffs als auch beim Fahren klimaschädliches CO2 entsteht. Hinzu kommt, daß die Energieverluste bei der Umwandlung des Erdgases in Methanol nicht unbedeutend sind. aje

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen