: Akribisch links
■ Die GAL richtet sich auf harte Koalitionsgespräche mit der SPD ein
Grün, grün, grün sind alle seine Freunde. „Ich traue es Ortwin Runde zu, in dieser schwierigen Situation die SPD hinter sich zu bringen“, lobte gestern GAL-Spitzenreala Krista Sager den Mann, den sie in drei Wochen zum Bürgermeister wählen wird. „Runde ist doch ein netter Mensch“, meint Alexander Porschke, Parteilinker und wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen – derweil Vorstandssprecherin Antje Radcke die SPD-Entscheidung schlicht „sympathisch“findet.
Aber ein linker Bürgermeister mache noch keine Koalition. Leicht würden die Verhandlungen mit der neuen Nr. 1 keineswegs, prophezeiht die GAL flügelübergreifend. „Es ist nicht entscheidend, ob Runde ein Linker ist oder nicht“, erklärt Krista Sager. „Koalitionen werden schließlich zwischen Parteien geschlossen, nicht zwischen deren Flügeln.“
Ein „akribischer, in der Sache harter Verhandlungspartner“sei der Noch-Finanzsenator allemal. Und frühzeitiger Siegestaumel unangebracht. Denn die Parteirechte könnte Runde unter Druck setzen, fürchten die Grünen. Könnte ihn zwingen, so hart zu verhandeln wie sein Vorgänger Henning Vosche-rau. Oder härter, damit ihm niemand nachsagt, er habe sich billig verkauft. „In diesem Fall wäre es leichter, sich mit dem Original auseinanderzusetzen“, vermutet GAL-Bürgerschaftsabgeordneter Norbert Hackbusch.
Zwar hat Ortwin Runde nicht Voscheraus persönliche Abneigung gegen ein rot-grünes Bündnis. Zwar wispern grüne Stimmchen: „Wenn wir es jetzt, mit Runde, nicht schaffen, dann werden wir's immer schwerhaben.“Aber, so ahnt Alexander Porschke, „politische Hürden gibt es immer noch.“Wer für die Grünen mit Runde und seinen SozialdemokratInnen verhandelt, entscheidet morgen eine Mitgliederversammlung.
Judith Weber
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen