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Schubbern am roten Urgestein

Hamburgs CDU hat den Traum vom Mitregieren schon aufgegeben. Rot-Grün mit Ortwin Runde aber biete reichlich Angriffsfläche  ■ Von Judith Weber

Hamburgs CDU sieht ihren Traum von einem Zipfelchen Macht verpuffen. „Wir glauben nicht, daß eine große Koalition die wahrscheinlichere Lösung ist“, druckste Gert Boysen, Sprecher des CDU-Spitzenkandidaten Ole von Beust, gestern gegenüber der taz. Ein linker Bürgermeister Ortwin Runde auf der Regierungsbank, vermutet man, rücke nicht zur Seite, damit die Union Platz nehmen könne.

„Wir sehen, daß die engeren Freunde von Herrn Runde in der Sozialdemokratie mit seiner Wahl bestimmte Erwartungen verknüpfen“, verkündete Boysen. Und die, glaubt er, haben nichts zu tun mit ChristdemokratInnen auf den Senatsbänken – zumal eine Hamburger CDU-Mitregierung die sozialdemokratische Mehrheit im Bundesrat gefährden würde.

Schade, denn offiziell hält von Beust den Schnurrbartträger Runde für „einen zuverlässigen Politiker“, mit dem „eine fruchtbare Zusammenarbeit durchaus möglich“sei. Auf gegenseitiges Beschnüffeln in einem Sondierungsgespräch möchten die Christdemokraten deshalb nicht verzichten. Mit den „Eckpunkten“innere Sicherheit, Arbeit und Wirtschaft will von Beust in solche Vorverhandlungen gehen. Und sie schnell hinter sich bringen: „Ich habe nicht die Absicht, am Angelhaken der SPD zu zappeln“, erklärte er. Es gebe auch in der Opposition „genug zu tun“.

Insgeheim haben sich die ChristdemokratInnen schon darauf eingerichtet, daß Hamburg vier weitere Jahre ohne sie regiert wird. Und finden sogar Geschmack daran. Ortwin Runde sei das kleinere von zwei Übeln, seufzen einflußreiche CDUler hinter vorgehaltener Hand. Mit dessen Möchtegern-Konkurrenten Fritz Vahrenholt als Bürgermeister wäre meterweise politisches Feindbild abhanden gekommen. Denn der Umweltsenator gehört zur Parteirechten und vertritt auch mal Positionen, die zu geißeln den ChristdemokratInnen schwer fällt. Dahin wäre die Möglichkeit, auf eine sozialdemokratische Blockadehaltung zu schimpfen oder sich über angebliche Wirtschaftsfeindlichkeit zu erregen.

Ortwin Runde hingegen biete mehr Angriffsfläche. Als „sozialdemokratisches Urgestein“vertrete er Positionen, die Hamburgs Union schon seit Jahrzehnten mißbilligt. Und wenn man schon in der Opposition bleibt, dann wenigstens mit einem echten Gegenspieler.

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