piwik no script img

■ QuerspalteTierische Stadtplanung

Bei der Tierliebe hört bei den Berlinern der Spaß auf. Wenn der Pandabär bumst, ist das für die Hauptstädter wichtiger als Kohls Bericht zur Lage der Nation. Entfliegen Vögel, kümmern sich Betroffenenvertretungen um den Fall. Und jeder überfahrene Hund löst mehr Entsetzen aus als die Suizide in Prenzlauer Berg. „Berliner lieben tierisch“ ist nicht nur ein provinzieller Werbeslogan, sondern grausamer Alltag. Dagegen kommt niemand an – nicht einmal die Stadtplanung. Denn weil ein geplantes Hochhaus am Breitscheidplatz ein paar staubige indische Elefanten im dahinterliegenden Zoo „verschatten“ könnte, haben diese nun das Vorhaben gekippt. Licht, Luft und Sonne, der Wahlspruch moderner Architektur, brauchen auch die Rüsseltiere, polterten die Zoofans. Im Schlagschatten liegende Elefanten drehen durch, schaukeln noch mehr hospitalistisch mit dem Kopf und verweigern am Ende das Futter. Schon geistert das verdunkelte Bild toter Dickhäuter durch die Gazetten: „Elefant von Hochhaus gequält, mißbraucht und ermordet“. Gegen Hungerstreik und Tierkadaver schmieren der Bausenator, die Ar

chitekten und selbst potente Investoren ab. Hat das nun

Auswirkungen auf die Stadtentwicklung, die neue Mitte und den Masterplan? Werden Hunde in die Debatte um Baublöcke und den Schloßplatz eingreifen, und gilt für andere Tiere Einspruchsrecht bei der Grünplanung? Klar ist: Um den gesamten Zoo herrscht ein Planungsmoratorium. Der Elefant hat sich durchgesetzt und quält die Stadtplanung. Tierisch. Rolf Lautenschläger

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen