piwik no script img

KommentarPerus langer Arm

■ Mit zweierlei Maß: Bürgerliche Medien dürfen informieren, linksradikale nicht

Als die japanische Botschaft in Lima besetzt war, dürstete es die Öffentlichkeit nach Informationen. Das Angehörigen-Info bot Originalzitate aus einem MRTA-Kommuniqué. Jetzt wird es dafür kriminalisiert.

Daß die peruanische Regierung ihre außenpolitischen deutschen Freunde darum gebeten hatte, dem unliebsamen Isaac Velazco einen Maulkorb umzuhängen, hatte die Hamburger Innenbehörde mit naivem Augenaufschlag eingeräumt. Man war sich nicht zu schade, einen Flüchtling, der hier als Asylberechtigter eigentlich vor der Politik seines Herkunftslandes geschützt werden müßte, eben dieser auszuliefern.

Nun geht man noch einen Schritt weiter und verbietet der Presse, die Ziele der MRTA zu vermitteln. Niemand soll mehr erfahren, daß die MRTA die politische Justiz in Peru und die verheerenden Haftbedingungen politischer Gefangener anprangert. Der Arm der peruanischen Regierung reicht weit.

Leicht kann die Staatsanwaltschaft argumentieren, in einem journalistischen Text werde Gewalt gebilligt. Doch Zeitung ist nicht gleich Zeitung. Hier wird mit zweierlei und vor allem politischem Maß gemessen. Der Velazco-Maulkorb wurde mit Äußerungen begründet, die im amerikanischen Nachrichtensender CNN veröffentlicht worden waren. Daß der dafür kriminalisiert wurde, ist nicht bekannt. Und als Irmgard Möller, ehemalige RAF-Gefangene, sich im Spiegel in unliebsamer Weise zur damaligen Schleyer-Entführung äußerte, handelte sich nicht etwa der Spiegel ein Ermittlungsverfahren ein, sondern Möller. Elke Spanner

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen