: Restwissen
Vor 51 Jahren hatte ein amerikanischer Chemiker den Einfall seines Lebens: Earl S. Tupper entwickelte aus einem damals neuen Werkstoff, Polyäthylen, eine Schüssel. An sich nicht spektakulär. Aber es waren die Besonderheiten von Material und Verarbeitung, die erst die Schüssel, dann den Namen ihres Erfinders bekanntmachten und mit den Jahren rund 250 verschiedenen Tupperware-Produkten zum Siegeszug um die Welt verhalfen.
Die „Wounderlier Bowl“, so der Name der Schüssel, überzeugte die amerikanischen Hausfrauen mit einem neuartigen luft- und wasserdichten Sicherheitsverschluß. Das Aufbewahren und Frischhalten von Lebensmitteln aller Art war fortan kein Problem mehr. Egal ob Vorrat oder Essensrest, alles paßte in die Behälter und blieb frisch. Ohne daß der Eigengeschmack weder durch das Material noch durch andere Nahrungsmittel beeinträchtigt wurde. Damit waren Tuppers „Frische- Behälter“ allen bis dahin bekannten Produkten haushoch überlegen. Der Clou: Als erster Hersteller gab Tupper eine lebenslange Garantie. Heute sind es nur noch 30 Jahre, weil längere Garantiezeiten vom Gesetzgeber in Deutschland nicht zugelassen sind.
Riesig ist das Tupperware-Imperium heute. Tag für Tag spucken 19 Fabriken die verschiedensten Produkte aus, die in bislang 60 Ländern der Welt verkauft werden. In Europa stehen fünf Betriebe, in Belgien (die erste, 1961 gegründet), Frankreich, Griechenland, Spanien und Portugal. Um den selbstgestellten hohen Anforderungen gerecht zu werden, stellt Tupperware auch gleich die Werkzeuge und Maschinen für die Fertigung seiner Produkte in einer eigenen Fabrik in Australien her.
Der Erfinder der „Wunderschüssel“ hatte zugleich eine zweite, wie sich bald herausstellte ebenfalls geniale Idee: Das besondere Vertriebssystem, die Tupperware ausschließlich bei Heimvorführungen zu verkaufen, schlug ein und brachte Erfolg. Bei den Heimvorführungen präsentieren meist Hausfrauen – die Tupperware-Beraterinnen – anderen Hausfrauen die Erzeugnisse der Firma. Rund 65.000 Beraterinnen gibt es allein in Deutschland, weltweit sind es über eine Million. Bei den Tupperware-Parties werden die Interessierten in netter Runde mit den Vorzügen der Polyäthylen-Warenwelt vertraut gemacht. Danach kann bestellt werden. Die Ware kommt wenig später ins Haus.
Allein im letzten Jahr fanden rund 1,7 Millionen Präsentationen vor etwa 15,5 Millionen Hausfrauen statt. Der Konzern setzte 1995 weltweit 2,1 Millarden Mark um.
Jedes Jahr werden neue Produkte auf den Markt gebracht. Mittlerweile geht es nicht mehr ausschließlich ums Frischhalten. Mit Tupperware kann man auch kühlen, einfrieren, zubereiten, servieren, in der Mikrowelle garen... Und: Tuppern spart Müll.
Tupperware hat in den Jahren einige renommierte Designerpreise eingeheimst, unter anderem vom Design Zentrum Nordrhein-Westfalen in Essen. Noch bis zum Sonntag abend zeigt dieses die Ausstellung „LebensForm. Tupperware – Die Kultivierung des Gebrauchs“ (Infos über Fon (0201) 301040). ah
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