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Mohnhaupt: Haas nicht in der RAF

Unerwartet ausgiebig hat Brigitte Mohnhaupt gestern die der Waffenlieferung zur Entführung der Landshut angeklagte Monika Haas entlastet  ■ Aus Frankfurt Heide Platen

Der Prozeß gegen Monika Haas vor dem Frankfurter Staatsschutzsenat lockt nach fast zwei Jahren Dauer kaum noch. Auch dann nicht, wenn so hochkarätige Zeuginnen angekündigt sind wie Brigitte Mohnhaupt. Die überraschte gestern vor allem Bundesanwalt Homann. Seine Kollegin Fischer war noch hinterher erstaunt: „Ich kann mich nicht erinnern, daß die je so viel gesagt hätte.“

Die einstige Führungskraft der RAF entlastete Monika Haas wie schon etliche andere Zeugen zuvor von dem Vorwurf, im Oktober 1977 Waffen für die Entführung der Lufthansa-Maschine Landshut nach Mallorca geliefert zu haben oder gar an der Schleyer-Entführung beteiligt gewesen zu sein. Mohnhaupt, damals als Führerin akzeptierte Kontaktperson der RAF zu den Palästinensern in Bagdad, nannte eine Tatbeteiligung von Haas an der Entführung und Ermordung von Arbeitsgeberpräsident Schleyer „völlig ausgeschlossen“. Sie sei sich sicher, daß die mit einem palästinensischen PFLP-Führungsmitglied verheiratete Frau nicht von der PFLP für deren Entführung der Landshut von Palma nach Mogadischu eingesetzt gewesen sei. Ehefrauen seien in diesem „anderen Kulturkreis“ durch die Heirat „automatisch“ aus der Organisation und damit auch von allen politischen Aktionen ausgeschlossen worden.

An Gerüchte, daß Haas, wie von der Stasi behauptet, eine Verräterin sei, habe sie nie geglaubt. Sie selbst habe Haas erst 1978 in Aden kennengelernt und vorher Vorurteile gegen die Frau gehabt: „Ich war keinesfalls begeistert, daß sie da Ehefrau ist.“ Sie habe dann aber ihre Meinung revidiert: „Ich habe sie verstanden.“ Monika Haas sei „da unten“ Hausfrau und Mutter gewesen und habe sich um ihre beiden Kinder gekümmert. Im Jemen sei das „ein hartes Leben“ gewesen: „Und das alles hat sie hingekriegt.“ Über Politik sei bei den wenigen Begegnungen „absichtlich“ nicht geredet worden. Außerdem, hielt sie den insistierenden Nachfragen der Bundesanwaltschaft entgegen, habe es das weder in der RAF noch in der PFLP je gegeben, daß eine Frau im aktiven Kampf eingesetzt worden sei, die ihre Kinder nicht verlassen wollte.

Sie bestätigte noch einmal eine Erklärung, die sechs RAF-Mitglieder Ende 1995 für Monika Haas abgegeben hatten und die „verschiedene Zeiträume“ der RAF umfaßte. Die Frau habe nie zu ihnen gehört. Mohnhaupt widersprach außerdem Aussagen ihres ehemaligen Kampfgefährten Peter-Jürgen Boock, der behauptet hatte, Haas während der Vorbereitung der Landshut-Entführung im Oktober 1977 in Bagdad in einem Haus der PFLP gesehen zu haben. Boock erfinde immer wieder neue „Geschichten“, um sich Vorteile zu verschaffen und „aus Geldgier“. Während des Golfkrieges habe er zum Beispiel einem englischen Fernsehsender erzählt, die RAF sei damals in Bagdad mehrmals von Saddam Hussein persönlich empfangen worden. Den Boock- Aussagen hatte vorige Woche auch die RAF-Aussteigerin Angelika Helbing widersprochen. Sie bestritt, wie noch im Spiegel Ende September ohne Namensnennung zitiert, Haas zum Zeitraum der Taten in Bagdad gesehen zu haben. Von der ihr unbekannten Haas habe sie erst im Frühjahr 1978 erfahren. Der Prozeß wird am Montag, den 17. November fortgesetzt.

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