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Mit fremden Federn

Putenmißbrauch: Verband warnt vor Anbietern, die den Truthahn fälschlich „germanisieren“  ■ Von Ilonka Boltze

Ohne Zweifel, die Pute liegt den Hamburgern nicht nur gut im Magen, sondern auch am Herzen. Das schmählich als Schimpfwort – im spanischen Sprachraum mit A-Endung – mißbrauchte Tier lockte gestern die geballte Journaille ins noble Steigenberger-Hotel. Geladen hatte der Bonner Verband Deutscher Putenerzeuger, geboten wurde ein reichhaltiges Büfett mit etlichen Zubereitungsvariationen des besagten Federviehs.

Doch bevor die Versammlung im prallgefüllten Konferenzraum zum nahrhaften Teil übergehen durfte, mußten die harten Fakten vom 1. Deutschen Putentag in Kulmbach verdaut werden. Und die waren keineswegs so rosig wie das geräucherte Geflügelfleisch.

Die Lage ist ernst, ließen die drei gastgebenden Verbandsvertreter wissen. Zwar ist die Pute im Aufwind und in BSE-Zeiten als Allrounder für Steak und Co. eine echte deutsche Alternative. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Aus Süd-amerika und Osteuropa droht Gefahr; zunehmend überschwemmt Truthahn mit nur vermeintlich deutscher Identität den Markt.

Mit gefälschten Frischfleischlabels, klagte denn auch Verbandspräsident Klemens Heitmann, versuchten ausländische Anbieter ihre Puten zu „germanisieren“. Nun keimt beim Thema Ahnenforschung zwar der Verdacht, daß alle Puten irgendwie nicht richtig deutsch sind, da die Elterntiere aller Legehennen immer noch aus dem angloamerikanischen Raum stammen. Doch ist die „deutsche Aufzucht“schließlich ein nicht unerheblicher Gütegarant. Ein entsprechendes Putensiegel soll daher in Bälde die transkontinentale Gefahr eindämmen.

Und noch eine gute Nachricht: Die Babypute, magere Alternative zur fetten Weihnachtsgans, bleibt auch in diesem Jahr so teuer wie gehabt. Na denn, frohes Fest!

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