Mehr als ein Kino

■ Das CinemaxX Colosseum steht kurz vor der Eröffnung. Eigentümer Artur Brauner und Betreiber Hans-Joachim Flebbe warnen vor einem weiterem Großkino in der Kulturbrauerei

„Überregionale Power, gestärkt durch örtliches Know-how“ – wortgewaltig kündigten gestern nachmittag in der Schönhauser Allee Deutschlands zweitgrößter Filmtheaterbetreiber, der Hamburger Hans-Joachim Flebbe, und sein Berliner Kinoleiter Peter Matz die Eröffnung des neuen Collosseum für den 18. Dezember an. Dann soll nach 14monatiger Bauzeit die traditionsreiche und beliebte Kinospielstätte im Bezirk Prenzlauer Berg an den Ruhm vergangener Tage anknüpfen und nunmehr mit zehn Kinosälen und insgesamt 2.814 Plätzen jährlich zwischen 850.000 und einer Million Besucher locken.

Ganz so viel Filmkunst, wie im Haus nach der Wende auf Initiative der Sputnik Colosseum Betriebs KG geboten wurde, wird es angesichts der benötigten Besucherzahlen freilich nicht geben, aber, räumte Hans Joachim Flebbe ein, „der gehobene Unterhaltungsfilm soll hier im Mittelpunkt stehen“. Peter Matz denkt darüber hinaus auch an Kunstaktionen oder kinospezifische Nächte zum Beispiel anläßlich der Oscar-Verleihung. Per Video sollen künftig selbst Alba-Spiele aus der Max- Schmeling-Halle ins Kino geholt werden. Kiezkino soll auch das neue Colosseum wieder werden. Der Eigentümer und Filmproduzent Artur Brauner wollte daher von Anbeginn möglichst viel vom Charakter des alten Gemäuers, das 1894 Halle der „Großen Berliner Pferdeeisenbahn A. G.“ und 1924 erstmals in ein Kino verwandelt worden war, erhalten.

Das Ergebnis ist verblüffend. Prachtstück ist das 1.200 Quadratmeter große und 14 Meter hohe Foyer, indem die Reste der alten Pferdestallungen noch gut zu erkennen sind. 43 Millionen Mark sind an Bau- und Entwicklungskosten in das CinemaxX geflossen, noch einmal 7,1 Millionen Mark wurden in die Innenausstattung der einzelnen Kinos gesteckt. Diese fallen neben ihren riesigen Leinwänden – die größte im Saal eins mißt 7,23 x 16,92 Meter – vor allem durch ihre für die Beinfreiheit großzügige und für die bessere Sicht besonders steile Anordnung der Sitzreihen auf.

Getrübt, und daraus machten Eigentümer und Betreiber gestern kein Hehl, wird die Vorfreude auf die Eröffnung des Colosseums lediglich durch die Pläne ausgerechnet der Gesellschaft, welche das Kino 1993 an Artur Brauner verkauft hatte. Eine „idiotische Entwicklung“ nannte Flebbe die Pläne des Vorgängers der Treuhandliegenschaftsgesellschaft (TLG), keine 800 Meter entfernt vom neuen Colosseum auf dem Gelände des als Kulturbrauerei bekannten Areals ebenfalls ein Großkino eröffnen zu wollen. Kathi Seefeld