: Wuchernder Blätterwald
■ Hamburgs Zeitschriftenbranche boomt: ab Neujahr jede Menge Neuerscheinungen
Die Flimmerkiste kann das gedruckte Wort nicht verdrängen, die Zeitschriftenbranche in der Medienmetropole Hamburg wächst. „1998 wird das Jahr der Neugründungen, nachdem 1997 im Zeichen der Entwicklungsredaktionen stand“, prognostiziert Wolfgang Fürstner, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger. „Der Markt ist quicklebendig. Die Zeitschriftenbranche ist gesund und schreibt durchgängig schwarze Zahlen.“
Die großen Hamburger Medienkonzerne warten schon in der ersten Jahreshälfte mit neuen Titeln auf. Der Heinrich-Bauer-Verlag startet im Januar sein Verbrauchermagazin „Geldidee“und das Wochenmagazin „Live Journal“, in dem die LeserInnen ihre eigenen Geschichten schreiben. Für August plant „Bravo“zusammen mit dem Musiksender „Viva“ein neues Heft für 15- bis 25jährige.
Der Gruner + Jahr Verlag gibt im Frühjahr ein neues Wirtschaftsblatt (Arbeitstitel „Bizz“) heraus, die Kinderzeitschrift „Geolino“, das neue Computerheft „Konrad“und „TV Today Online“sollen im kommenden Jahr regelmäßig erscheinen, so der G+J-Sprecher Ralph Driever. Zudem sollen das Reportage-Magazin „Geo“in Rußland und eine Autozeitschrift in China an den Start gehen. Im Axel Springer Verlag werden wegen des Vorstandswechsels keine Details preisgegeben.
Obwohl der Zeitschriftenmarkt oft als gesättigt gelte, biete er immer wieder Platz für neue Blätter – gerade im Bereich der Spezialtitel, meint Fürstner. „Dort ist ein Nährboden für Kreativität.“Natürlich verzeichneten die Verlage auch Abgänge: „Titel haben Lebenszyklen. Wenn sie nicht mehr aktuell sind, werden sie eingestellt.“
Viele Zeitschriften sind mittlerweile auch Online. „Das Geschäft ist aber noch nicht kostendeckend“, so Fürstner. So wie sich die Blätter im Schnitt zur Hälfte aus Werbung finanzierten, sei dies auch für das Datennetz nötig. Das EU-Werbeverbot für Tabak (Werbevolumen 150 Millionen Mark) wertet der Geschäftsführer als „Super-Gau für die Medien“. Fürstner: „Werbung ist zur Finanzierung der Medien unerläßlich. Werbefreiheit ist Bestandteil der Pressefreiheit.“
Beate Kranz
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