■ Vertane Chance: Genossen polemisieren, statt nachzudenken
Für Heinz Schmidt vom Freundeskreis „Ernst-Thälmann- Gedenkstätte“ sind die Dinge klar. Der „Sache dienen“ heißt: Für den Erhalt der Gedenkstätte kämpfen. Der „Sachen schaden“ heißt: Eine Diskussion um die Person Ernst Thälmann führen. Dabei wäre die Gelegenheit am Samstag günstig gewesen. Die Ankündigung der Treuhand Liegenschaftsgesellschaft, die Gedenkstätte nicht in Gefahr bringen zu wollen, lag schriftlich vor. Es hätte sich also angeboten, nicht nur zu polemisieren, sondern auch über eine Überarbeitung der Ausstellung nachzudenken. 1996 brachte der Historiker Thilo Gabelmann das Buch „Thälmann ist niemals gefallen. Eine Legende stirbt“ heraus. Darin zeichnet er ein differenziertes Bild des KPD-Führers. Wie sein Vorbild Stalin hat Thälmann seine Partei militärisch geführt, haben Funktionäre die Parteilinie voll vertreten müssen, sonst wurden sie als Abweichler ausgeschlossen. Für Heinz Schmidt ist das Buch „Schund“. An die Adresse von Leuten wie Gabelmann sagt er: „Die, die sich heute als Schiedsrichter der Geschichte aufspielen, haben nicht das kleinste von dem für eine bessere Zukunft geleistet, was Thälmann geleistet hat.“ Er wehre sich gegen historische Platzanweiser. jr
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