: Skins stürmen Punkerwohnung
■ In Magdeburg gibt es eine Tradition rechtsradikaler Gewalt: Am Samstag kam es wieder zu einem brutalen Überfall von Skinheads. Ein 23jähriger Punk schwebt in Lebensgefahr
Berlin/Magdeburg (taz) – Erneut hat es in Magdeburg einen Skinhead-Überfall auf Punker gegeben. Im Februar 1997 hatten Skinheads den 17jährigen Frank Böttcher erschlagen. Am vergangenen Samstag überfiel eine elfköpfige Gruppe ausgerechnet die Wohnung seines Bruders. Dabei wurde ein 23jähriger Punk, der sich zufällig in der Wohnung aufhielt, durch Stiefeltritte lebensgefährlich verletzt. Bislang ist unklar, ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Fällen gibt; die Ermittlungen dauern an. Der Mörder von Frank Böttcher wurde im vergangenen Sommer zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Die jetzt festgenommenen Skinheads im Alter zwischen 13 und 20 Jahren gehören der rechten Szene an und wollten laut eigener Aussage den Punks „einen Denkzettel verpassen“. Gegen die beiden 20jährigen Hauptverdächtigen wird wegen versuchten Totschlags ermittelt. Zwei 16jährige wurden in einem geschlossenen Jugendheim untergebracht. Gegen den Rest der Gruppe wird wegen schweren Landfriedensbruchs ermittelt. Fast alle sind wegen Körperverletzung und Diebstahl polizeibekannt.
Magdeburgs amtierender Bürgermeister Bernhard Czogalla verurteilte den Überfall und forderte, „alle gesetzlichen Maßnahmen auszuschöpfen, um die Täter aufs härteste zu bestrafen“.
Seit 1992 gibt es in Magdeburg eine Tradition rechtsextremer Gewalt. Im Februar 1992 stürmten 60 bewaffnete Skinheads eine Geburtstagsparty von Punks an den Elbterassen und erschlugen einen 23jährigen. Gut zwei Jahre später hetzten rechte Skins Ausländer am Himmelsfahrtstag durch Magdeburgs Innenstadt. Antonius Stockmann, damaliger Polizeipräsident, schrieb die Ausländerhatz dem „unglückseligen Zusammenwirken von Alkohol und Sonne“ zu.
Auch jetzt spielen Verantwortliche die Jugendgewalt von rechts herunter. Charlotte Gersbacher, stellvertretende Leiterin des Jugendamts, nannte den Tod von Frank Böttcher „einen dummen Zufall“. Sie gehe davon aus, daß auch der Skinhead-Überfall vom Samstag „nicht politisch motiviert“ gewesen sei. „In Magdeburg gibt es nicht mehr Überfälle von Rechtsradikalen als anderswo“, sagte Gersbacher. Ariel Hauptmeier
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