: KZ-Gedenkstätte soll nicht Kulisse für Rekrutengelöbnis werden
■ Leiter von Neuengamme befürchtet Funktionalisierung. Auch Verteidigungsminister Rühe dagegen
Berlin (taz) – Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Detlef Garbe, hat sich dagegen ausgesprochen, in seiner Einrichtung Rekrutengelöbnisse der Bundeswehr abzuhalten. Der taz sagte Garbe, er sehe die „Gefahr, daß man den Ort funktionalisiert und sich auf diese Art ein antitotalitäres Image“ zulegen wolle. „Es droht die Gefahr, daß sie Erinnerungstempel werden von jenen, die sich bekräftigt sehen wollen, daß sie auf der richtigen moralischen Seite stehen.“ Der Hamburger Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) hatte das ehemalige KZ ins Gespräch gebracht als Alternative zum Hamburger Rathausmarkt, den Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) für ein öffentliches Gelöbnis vorgeschlagen hatte.
Verteidigungsminister Rühe hatte am Montag erklärt, er sei gegen ein öffentliches Gelöbnis von Bundeswehrsoldaten in einer KZ-Gedenkstätte. Eine solche Feier gehöre auf Marktplätze. Auch der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Andreas Nachama, wandte sich gegen den Vorschlag, den unter anderen der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, unterstützt.
Nachama sagte, er sei skeptisch, denn ein ehemaliges Konzentrationslager sei wahrscheinlich nicht der richtige Ort für einen militärischen Aufmarsch. Er sei allerdings für gemeinsame Bildungsarbeit der jüdischen Gemeinden mit Soldaten und für Besuche von Einheiten in Gedenkstätten des Holocaust. Bubis hatte vorausgesagt, daß es zu dem umstrittenen Thema keinen Konsens in den jüdischen Gemeinden geben werde. pat
Tagesthema Seite 3
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