: Prügel hinterm Blumenladen
Drogenszene Hauptbahnhof: U-Bahn-Wachleute schlugen Afrikaner zusammen, berichtet ein Augenzeuge. Ermittlungen laufen ■ Von Silke Mertins
Der Soziologiestudent Azad B. kam am Montag abend um 18.45 Uhr von der Uni und wollte am Hauptbahnhof von der S- in die U-Bahn umsteigen. Am Eingang Süd, gleich hinter dem Blumenladen, hatte sich eine Menschenmenge angesammelt. In der Unterführung „lag ein Schwarzafrikaner, und um ihn herum waren sechs bis acht U-Bahn-Wachleute, die ihn zusammenschlugen“, so der Augenzeuge. Uniformierte Polizisten, so B., hätten die Szene abgeschirmt. Ein kleiner, dicker Wachmann habe den Afrikaner auf den Kopf geschlagen, andere hätten ihn am Körper mißhandelt. „Der hat schrecklich geweint“und zusammengekrümmt auf dem Boden gelegen.
„Ich konnte das nicht mitansehen und habe mich dann eingemischt“, berichtet der Student. Daraufhin sei er von einem Polizisten am Arm festgehalten worden. „Der sagte zu mir, verschwinde hier, ansonsten werde ich dich auch festnehmen. Du bist wohl auch ein Krimineller.“Zwei Beamte hätten ihn auf den Brustkorb geschlagen und gesagt, dem Schwarzen werde „eine Lektion erteilt“. Die Dienstnummern zu nennen sei verweigert worden.
Währenddessen habe man den blutenden Afrikaner aufgerichtet – „der konnte alleine gar nicht mehr stehen“–, ihm Handschellen angelegt und ihn abgeführt. Rassistische Äußerungen seien sowohl von Schaulustigen als auch von Uniformierten gefallen. Egal, ob er gedealt oder nur ohne Fahrschein gefahren sei: „Er ist geschlagen worden, das ist einfach nicht in Ordnung“, so der aufgebrachte Zeuge.
Polizei und Hochbahn bestätigten unterdessen, daß es eine gewalttätige Auseinandersetzung gab. Ein junger mutmaßlicher Drogendealer habe sich geweigert, seine Personalien anzugeben. Daraufhin sei von den Zivilfahndern Verstärkung gerufen worden. „Personalienfeststellung dürfen wir auch erzwingen“, so Torsten Seeland, Leiter der zuständigen Wache 11 am Steindamm.
Die Polizisten – inzwischen vier Zivile sowie uniformierte Bereitschaftspolizei – hätten „zugegriffen“, doch der Afrikaner habe sich losgerissen und einen Beamten gebissen. U-Bahnwachleute seien hinzugekommen und „faßten mit an, indem sie ihn festhielten“. Auf der Wache habe er die Polizisten als Nazis beschimpft. Die Polizei stellte Strafantrag wegen Beleidigung.
Die Hamburger Hochbahn begründet die Einmischung der U-Bahn-Wache in Polizeiangelegenheiten mit ihrem Hausrecht. Normalerweise dürfen private Sicherheitskräfte nur – wie jeder andere Bürger – einen Verdächtigen bis zum Eintreffen der Polizei festhalten. Da sich der Vorfall aber auf dem Bahnhofsgelände abspielte, sei es normal, „der Polizei zu helfen“, so Hochbahnsprecher Joachim Härger.
Revierleiter Seeland hat die Staatsanwaltschaft und die „Dienststelle für Interne Ermittlungen“der Polizei informiert. „Es wird alles geprüft.“Weitere ZeugInnen werden gesucht.
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