: Kein Stasi-Mord an Rohwedder
Köln/Karlsruhe (dpa) – Der Mord an dem früheren Treuhandchef Detlev Karsten Rohwedder ist nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft nicht das Werk von Stasi-Seilschaften. „Wir sehen keinen Anlaß, an der Verantwortlichkeit der RAF am Rohwedder- Mord zu zweifeln“, sagte gestern die Sprecherin der Karlsruher Ermittlungsbehörde. Sie reagierte damit auf einen vorab veröffentlichten Fernsehbericht des Westdeutschen Rundfunks (WDR) von gestern abend (siehe dazu taz von gestern), der eine bereits vor zwei Jahren aufgestellte Theorie untermauern will.
Nach den WDR-Recherchen war nicht die Rote Armee Fraktion (RAF) für den Anschlag vom Ostermontag 1991 in Düsseldorf verantwortlich, sondern ehemalige Stasi-Offiziere. Zusammen mit hochrangigen Mitgliedern früherer DDR-Kombinate sollen sie den Mord an Rohwedder in Auftrag gegeben haben, um zu verhindern, daß die Treuhand großangelegte Vermögensverschiebungen durchkreuzt. Nach WDR-Recherchen soll Rohwedder von einem Stasi-Killer mit einem Präzisionsgewehr aus 60 Metern Entfernung in seinem Düsseldorfer Haus erschossen worden sein. Die Ausbildung habe der Täter vermutlich in einem Stasi-Lager in der Nähe von Berlin erhalten. Dort sei es möglich gewesen, den Umgang mit Präzisionsgewehren zu üben und – in Strömungsbecken – schwierige Taucheinsätze zu trainieren. Nach dem Attentat sei der Killer wahrscheinlich im Rhein abgetaucht. Ein weiteres Indiz sei der Tod dreier Personen aus dem Umfeld der Seilschaft, die vor dem Stasi- Untersuchungsausschuß in Bonn aussagen sollten. Die drei seien kurz vor ihren Aussageterminen ums Leben gekommen.
Die Bundesanwaltschaft, die nach wie vor die RAF als Täter ansieht, verweist auf ein Bekennerschreiben der Terroristen. Das Dokument sei mit anderen RAF-Bekennerschreiben verglichen worden und gelte als authentisch. Auch das Präzisionsgewehr deute nicht auf eine Stasi-Beteiligung hin. Die beim Rohwedder-Mord verwendete Waffe vom Typ FN- FAL sei bereits zwei Monate zuvor beim Anschlag auf die US-Botschaft in Bonn am 13. Februar 1991 benutzt worden. Auch diese Tat wird der RAF angelastet.
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