: Bleiben Beck's Abfüller in Bremen?
■ Beck's & Co. könnte Bremerhaven absagen: Eine Abfüllanlage auf dem Grünenkamp in der Bremer Neustadt könnte vorerst ausreichen / Jubel in Bremen, Murren in Bremerhaven
Beck's hat seine Pläne für eine Abfüllanlage in Bremerhaven noch nicht ganz zu den Akten gelegt. Aber die Chancen wachsen, daß statt auf dem ehemaligen Gelände der Bremerhavener Carl-Schurz-Kaserne das Beck's Export-Bier künftig in Bremen abgefüllt wird. Eine neue Anlage für rund 60 Millionen Mark könnte in unmittelbarer Nachbarschaft zum Beck's Firmengelände links der Weser entstehen – auf dem Grünenkamp. „Frühestens im Sommer werden wir über dieses Angebot endgültig entscheiden“, betonte gestern Beck's Sprecher Peter Führing gegenüber der taz. Da hatte der Neustädter Beirat für den Verkauf des städtischen Platzes bereits grünes Licht gegeben. Allerdings will der Stadtteil an dem Erlös aus dem Verkauf profitieren. „Der Vertreter des Wirtschaftssenators hat uns öffentlich gesagt, das Geld bleibt in der Neustadt“, sagt Ortsamtsleiter Klaus-Peter Fischer.
Der Abschied vom Grünenkamp, dem ältesten Platz der Neustadt, 1630 vom niederländischen Festungsbauer Falkenburg entworfen, fällt dem Beirat leicht. Gerade mal drei große Veranstaltungen gab es dort im letzten Jahr, meist hatte ein Zirkus sein Zelt aufgebaut. Doch nicht einmal die Betreiber von Marktständen waren dafür zu gewinnen, regelmäßig an die Kreuzung von Westerstraße und Bürgermeister-Smidt-Straße kommen. „Das war bisher ein Unplatz, meist vollgeparkt mit Autos“, sagt Fischer. Vor allem deshalb hätten alle Parteienvertreter dem Verkauf des Platzes zugestimmt; nur eine SPD-Stimme gab es gegen die Ausweitung des Firmengeländes in der Innenstadtrandlage – es war die eines direkten Anwohners.
Die übrigen Beiratsmitglieder erhoffen sich Vorteile. Die Liste der Wünsche von Beiratsmitgliedern und Ortsamtsvertretern für „Gegenleistungen“ist lang. Noch steht der Preis für die rund neun Hektar zwar nicht endgültig fest; er wird unter zehn Millionen Mark liegen. Doch schon ist klar: Der Neue Markt soll – mit Beck's Geld – künftig verschönert werden; die Straßenbahnschienen sollen aus der Pappelstraße in die Osterstraße verlegt werden; die Pappelstraße selbst soll grüner werden – und ein Ersatzplatz für Zirkusse ist auch schon gefunden: sie werden künftig am nahe gelegenen Hohentorsplatz gastieren.
Außerdem soll der neue Beck's Bau schön werden. „Anspruchsvoll gestaltet, darauf legt die Staatsrätin großen Wert“, bestätigt der Sprecher der Baubehörde erste Überlegungen. NeustädterInnen rechnen jetzt damit, daß auch die Fassade der alten Fabrikhallenwand an der Bürgermeister-Smidt-Straße endlich ein neues Outfit bekommt. „Das ist schließlich das Tor zur Neustadt“, sagt auch CDU-Beiratsmitglied Klaus Peter. „Wenn die Bierbrauer in der Neustadt ausbauen, ist das toll für Bremen.“
In Bremerhaven sieht man das anders. Dort hatte man sich vom Bau der Abfüllanlage 80 Arbeitsplätze versprochen. Würde Beck's ausgerechnet jetzt die Kehrtwende machen, wo Ex-Firmenchef Josef Hattig Wirtschaftssenator ist, sähe SPD-Fraktions-Chef Jörg Schulz darin einen „politischen Skandal“. Aus seiner Sicht wäre es die Aufgabe des Wirtschaftssenators, „etwas für Bremerhaven zu tun“.
Auch CDU-Fraktions-Chef Bödeker wäre negativ überrascht; sein Koalitionskollege im Magistrat, Günter Dieckhöner, sagt: „Beck's hätte auf dem Kasernengelände ein Funke für weitere Gewerbeansiedlungen sein können.“Und der, darin sind sich alle einig, wäre dringend nötig. Denn bislang wurde das Gelände nur teuer erkauft und erschlossen. ede
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen