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Wunschzettel für besseres Deutsch

■ CDU-Anhörung zu „Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache“: Türkische Gemeinde wünscht Quote, Ausländerbeauftragte ist dagegen

Der Abgeordnete bekam auf seine Frage keine Antwort. „Wieviel Prozent Ausländeranteil verträgt eine gute Ausbildung?“ wollte Roland Gewalt (CDU) bei einer Anhörung seiner Fraktion zum Thema „Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache in der Berliner Schule“ wissen. Schließlich spielt diese Zahl in der Debatte um die angebliche Verslumung ganzer Stadtteile eine herausgehobene Rolle. Daß in manchen Klassen 80 Prozent der SchülerInnen keinen deutschen Paß haben, gilt manchem gar als Beleg für den Niedergang der Westberliner Innenstadtbezirke.

„Mathematische Modelle gibt es nicht“, meint dagegen die Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John, „entscheidend sind die Sprachkenntnisse, nicht das Abzählen von Pässen.“ Verläßliche Zahlen über den Sprachstand fehlten jedoch. „Noch viel zu unprofessionell“ ist nach Johns Ansicht auch die zweisprachige Erziehung in Berlin. Ein „durchgängiger, ausbalancierter Erwerb von zwei Sprachen“ überfordere daher die Schulen. „So viel Zweisprachigkeit wie möglich“ bleibe gleichwohl ein erstrebenswertes Ziel, doch im Vordergrund müsse „die Beherrschung der Mehrheitssprache in Wort und Schrift“ stehen.

Die Frage nach einer Quote mochte auch Marion Berning nicht beantworten. Neben ausländischen SchülerInnen „mit hervorragenden Leistungen“, so die Leiterin der Rixdorfer Grundschule in Neukölln, unterrichte sie auch deutsche SchülerInnen, die mehr Förderung „bitter nötig“ hätten. Ihr Kollege Andreas Schulz von der Heinrich-Heine-Realschule hingegen wünschte sich eine Obergrenze von 25 Prozent. 40 bis 50 Prozent schlug dagegen der Vizepräsident der türkischen Gemeinde, Taciddin Yatkin, vor.

Weil die SchülerInnen dann per Bus auf andere Schulen verteilt werden müßten und außerhalb der Schulzeit kaum Kontakte pflegen könnten, hemme eine solche Quote womöglich die Integration, warnte Dagmar von Loh aus der Sicht des Landesschulamts. Überdies würden lange Schulwege vor allem von ausländischen Eltern abgelehnt.

Mehr Information und Motivation der Eltern stand denn auch auf dem Wunschzettel, den die CDU- Abgeordnete Marion Kittelmann als Fazit der Anhörung auflistete. Dazu zählten auch mehr zweisprachige ErzieherInnen und LehrerInnen, eine externe Evaluation des Sprachunterrichts und zusätzliche Lehrkräfte für den Förderunterricht. Bewußt ausgeblendet hatte Kittelmann dabei aber „das Problem der finanziellen Ressourcen“. Ralph Bollmann

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