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„Das mit der Kandidatur ist gelaufen“

■ Niedersachsens SPD-Spitze strahlte, die CDU legte nach der ersten Hochrechnung eine Trauerstunde ein. Die Grünen reagierten leicht enttäuscht

Niedersächsischer Landtag. Die letzten Wähler haben vor einer Dreiviertelstunde ihre beiden Kreuze machen dürfen, und doch ist schon jetzt alles gelaufen. Im Fraktionssaal der SPD staunen oder juchzen die Abgeordneten, Landesministerinnen und all diejenigen Parteisoldaten und Werbeleute, die sich in den vergangenen Wochen für „den Gerd“ so richtig krummgelegt haben.

In den Räumen der CDU-Fraktion hat man eine Trauerstunde eingelegt, ausgerechnet jetzt bleiben die sonst immer offenen Glastüren geschlossen. Selbst der Blick ist versperrt, die Scheiben sind über und über mit Christian- Wulff-Porträts beklebt, auf denen der 38jährige noch glücklich in die Welt blickt. Als er dann ins ZDF- Wahlstudio eilt, reicht es gerade für ein: „Herr Wulff, enttäuscht?“. „Na klar, wären Sie doch auch“, gibt der nun schon zum zweiten Mal gescheiterte CDU-Spitzenkandidat zurück und fügt hinzu: „Ich bin aus dem gleichen Grund enttäuscht, wie auch die Grünen enttäuscht sind.“

Ein Stock tiefer bei den Grünen ist die Stimmung schon Punkt 18 Uhr mit den ersten Wahlprognosen von ARD und ZDF gesunken. Der Landesvorsitzende Hans-Albert Lennartz und die Mitglieder der alten und der neuen Landtagsfraktion schweigen schon betreten, als doch die 7 Prozent für die Grünen vorhergesagt werden. Nach der ersten Hochrechnung dann noch 20 Minuten Hoffnung auf die FDP. Darauf, daß es die über die 5 Prozent schafft und die Grünen doch noch auf die Regierungsbank bringt, weil Schröder eben auch mit über 47 Prozent der Stimmen ohne einen grünen Koalitionspartner in Hannover nicht regieren könnte.

„Wir sind zwar nicht stärker geworden, aber unser zweites Wahlziel, eine erneute absolute SPD- Mehrheit zu verhindern, können wir immer noch erreichen“, sagt die grüne Landesvorsitzende Renée Krebs immer noch hoffnungsfroh, als die Hochrechnungen gegen 18.40 Uhr die FDP unter 5 Prozent sehen. Den SPD-Wahlkampf vergleicht sie mit einem „politischen Putsch“. Es sei doch klar gewesen, daß Schröder Kanzlerkandidat seiner Partei werden würde. Dennoch hätten die Sozialdemokraten bis zuletzt die Niedersachsen mit dem Argument erpreßt: „Wenn ihr Schröder nicht wählt, bleibt Helmut Kohl.“ Gerade bei den zwischen Rot und Grün schwankenden Wählern habe das gezogen.

Bei der SPD, zumindest im Landtag, sieht man das mit der Kandidatenfrage anders — zumindest bis 18.11 Uhr, bis zur ersten Hochrechnung. Erst danach heißt es zunächst zaghaft: „Das mit der Kanzlerkandidatur ist wohl gelaufen.“ Altgediente Genossen wie der ehemalige SPD-Oppositionsführer im Landtag, Karl Ravens, sehen das dann so und auch die Mitglieder von Schröders Landeskabinett. Und der hannoversche SPD-Bundestagsabgeordnete Gerd Andres sagt es als erster in die Kamera. Die richtigen Freudenschreie ertönen aber erst um 18.30 Uhr, als ARD und ZDF nun in ihren Hochrechnungen die FDP auch künftig da sehen, wo sie an diesem Abend zu landen scheint: draußen vor der Tür. Laut juchzend springen Gerhard Glogowski und auch Monika Griefahn in die Höhe, als die Computer der Wahlforscher die erneute und komfortable absolute Mehrheit der SPD bestätigen. Der eine, weil er sich tatsächlich Hoffnung darauf machen kann, seine politische Laufbahn als niedersächsischer Ministerpräsident zu beschließen. Die andere, weil sie nun noch ein paar Monate länger Umweltministerin in Niedersachsen bleiben darf. Jürgen Voges, Hannover

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