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„Wir halten am Pazifismus fest“

■ Christian Ströbele, aussichtsreicher Berliner Direktkandidat der Grünen und Parteilinker, verteidigt den umstrittenen Bosnien-Beschluß der Partei

taz: Die Grüne Partei steht als außenpolitischer Dilettant da. War der Bosnien-Beschluß ein Pyrrhussieg der Linken?

Christian Ströbele: Umstritten ist doch überhaupt nicht, daß die Grünen gegen jeden Kampfeinsatz der Bundeswehr im Ausland sind. Nur ein Zusatzantrag kam nicht durch: Wir haben jenem Teil der Fraktion die Absolution verweigert, der gegen die Beschlußlage der Partei Auslandseinsätzen zugestimmt hatte. Die haben keine freie Hand mehr.

In der Öffentlichkeit heißt es: Die Grünen sind unzuverlässig.

Wenn man nicht zuverlässig ist, weil man Bundeswehreinsätzen im Ausland nicht zustimmt, dann stimmt mit der Politik etwas nicht. Die SPD hat dies früher vertreten und ist vom Glauben abgefallen. Wir halten an Traditionen der Friedensbewegung und der Pazifisten fest. Das hat mit außenpolitischer Handlungsfähigkeit nichts zu tun. Im übrigen werden wir präzisieren, wie wir uns peace keeping durch spezielle Polizeieinheiten der Vereinten Nationen vorstellen. Es gibt in der Bevölkerung sehr viele, die diese Position teilen.

Ist das Ihre Vorstellung von Arbeitsteilung: Gerhard Schröder grast Stimmen in der Mitte ab, und die Grünen sind dafür zuständig, die Linken einzufangen?

Es geht nicht darum, jemanden einzufangen, sondern eine Politik fortzusetzen. Wir haben schließlich keine Koalitionsvereinbarung beschlossen, sondern das, was die Grünen für richtig halten.

Davon haben die Leute nach der Pleite nicht mehr viel mitbekommen.

Ja, das ist schade, weil wir ein vorzeigbares, ein mehrheitsfähiges Programm haben.

Werden im Wahlkampf zwischen Schröder und Kohl alle Inhalte zerrieben – und mit ihnen die Grünen?

Diese beiden Figuren werden uns in den nächsten Monaten bis zum Verdruß präsentiert. Bei vielen Leuten weckt das ein Bedürfnis nach Inhalten: Was soll sich denn ändern, und was soll bleiben in der Republik? Wir müssen jetzt einfach die zentralen Punkte herausarbeiten: Arbeitszeitverkürzung, Sicherung der Renten und eine gerechte Steuerverteilung.

Das heißt, die Grünen werden ihren Wahlkampf nicht auf Joschka Fischer zuspitzen?

Es wäre zum Scheitern verurteilt, jetzt noch einen dritten Kopf dazwischenzuschieben. Wir werden nur das eine oder andere Kopfplakat kleben...

...darunter den lächelnden Linken Ströbele?

Darum wird in meinem Wahlkampfteam gerade heftig gerungen. Interview: Christian Füller

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