Miethai & Co.: Trinkwasser
■ Austausch von Bleirohren Von Christine Kiene
Trotz umfangreicher Sanierungen in den letzten Jahren gibt es in Hamburg immer noch Altbauten, in denen das Trinkwasser durch Bleirohre läuft. Die besonderen Gefahren bleihaltigen Wassers liegen nicht nur in der Aufnahme hoher Konzentrationen. Vergiftungen können bei besonders empfindlichen Personen wie Schwangeren, Kleinkindern oder Kranken schon durch die ständige Aufnahme kleinerer Mengen auftreten.
Hat sich herausgestellt, daß Bleirohre im Haus zu einer erheblichen Belastung des Trinkwassers führen, so muß der Vermieter die Rohre austauschen. Eine erhebliche Belastung liegt nach der Rechtsprechung des Hamburger Landgerichts vor, wenn der in der Trinkwasserverordnung festgelegte Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Liter Wasser überschritten wird. Dieser Grenzwert wird von Experten als zu großzügig eingestuft und soll in Zukunft herabgesetzt werden. Solange das jedoch nicht geschieht, ist bei Streitigkeiten mit dem Vermieter nach wie vor die Trinkwasserverordnung mit diesem Wert maßgeblich.
Eine Überschreitung des Grenzwertes gibt Mieterinnen und Mietern auch ein Recht zur Mietminderung, mit folgender Einschränkung: Wird nach kurzem Ablaufenlassen (einige Sekunden) des Wassers der Wert unterschritten, entfällt das Minderungsrecht (LG Hamburg, Urteil vom 5. 2. 91 – 16 S 33/88), da die Beeinträchtigung nach Ansicht des Gerichts dann nicht mehr erheblich ist. Nur wenn die Belastung des Wassers erst nach mehreren Minuten des Ablaufenlassens sinkt, kann die Miete je nach Belastung um fünf bis zehn Prozent gesenkt werden.
Vermuten Mieterinnen und Mieter Bleirohre in ihrem Haus/ihrer Wohnung, sollten sie sich in jedem Fall Klarheit über eine mögliche Wasserbelastung verschaffen. Wasseranalysen können bei den Hamburger Wasserwerken in Auftrag gegeben werden. Für Haushalte mit Schwangeren oder Kindern unter einem Jahr ist die Analyse kostenlos, ansonsten kostet es derzeit ca. 80 Mark.
Christine Kiene ist Juristin bei Mieter helfen Mietern, Bartelsstraße 30, 20357 Hamburg, Telefon 431 39 40
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