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NachgefragtEine Extrawurst

■ Interview zum CDU/AfB-Angriff auf die Existenzgründung für Frauen

Die CDU/AfB-Mehrheit im Bremerhavener Magistrat ist wählerisch, wenn es um Projektfördergeld aus Brüssel geht. Das zeigte die jüngste Entscheidung der Stadtverordneten, die zwei von sechs Projekten im geplanten neuen „Dienstleistungszentrum“im Problemstadtteil Grünhöfe trotz bereits zugesagter EU-Gelder nachträglich noch verändern wollen. Ein Argument dabei: Es sei fragwürdig, Frauen „Extrawürste“zu braten. Jetzt soll die Beratungsstelle „Frau & Beruf“des Arbeitsförderungszentrums ihr Konzept von einer umfassenden Existenzgründungsberatung für Frauen „erweitern“. Die taz sprach darüber mit der Bremerhavener Frauenbeauftragten Anne Röhm.

taz: Was halten Sie vom CDU-Argument, Frauen solle per Existenzgründungsberatung keine Extrawurst gebraten werden?

Anne Röhm, Frauenbeauftragte: Da werde ich ganz hellhörig, denn Frauen haben auf dem Arbeitsmarkt das Problem der Doppelt- und Dreifachbelastung, das in der Regel auch von der Politik – von den Männern dort – nicht beachtet wird. Bei Existenzgründungen erleben wir oft, daß Frauen mit ihrer Geschäftsidee vielfach nicht ernst genommen werden – bei Mietverträgen, Krediten, zum Teil auch in ihren Familien. Dabei treten Frauen nicht wie Männer mit großen Luftblasen auf, sondern sind seriös und überprüfen die Pläne oft dreimal. Wir wissen, daß sie nach Existenzgründungen seltener pleite gehen, für die Durchsetzung aber ein besonderes Coaching brauchen. Darüber bestand bislang Einigkeit, auch das bisherige Programm des Senators für Arbeit setzte an diesem Punkt ein; aber die Bremerhavener Politiker nehmen dies mit ihrer jetzigen Argumentation wieder zurück.

Ein Argument gegen die Existenzberatung in Grünhöfe lautet, daß die Frauen dort eher auf schnelle Vermittlung in Jobs angewiesen seien. Das klingt plausibel.

Das sehe ich anders, zumal der Bremer Arbeitsmarkt gerade im Büro- und Verwaltungsbereich die höchste Arbeitslosenquote bei Frauen aufweist. Es wäre richtig, für Frauen besondere Projekte für die Integration in den Arbeitsmarkt zu machen; die laufen aber bereits über den Europäischen Sozialfonds. Zusätzlich hat die Existenzgründungsberatung gestiegenen Zulauf.

Auch in Grünhöfe?

Das Dienstleistungszentrum wird auf die gesamte Stadt Auswirkungen haben; die geplante Beratung während der gesamten Existenzgründung ist ein besonderes Angebot, das zur Zeit niemand leistet.

Die Beraterfirma McKinsey hat empfohlen, Bremer Existenzberatung zu „straffen“. Wie sehen Sie das?

Für uns ist klar, daß das Programm beim Senator für Arbeit im bisherigen Umfang weiterlaufen muß. Vorgesehen ist, daß beim Senator für Wirtschaft die Existenzgründungsberatungen beim Rationalisierungskuratorium der Wirtschaft (RKW) fortgeführt werden, und daß dort jemand speziell für Frauen-Existenzgründungsberatung ausgebildet sein muß. Das Programm für Frauen darf nicht runtergefahren werden. Ich habe vom Senator für Wirtschaft bislang allerdings nicht gehört, daß Frauen in der Existenzgründung besonders berücksichtigt werden; wo das aber nicht der Fall ist, haben sie meist schon verloren. Ansonsten ist unter Wirtschaftförderungsaspekten richtig, daß die Koordination in einer Hand liegt.

Wie weit kann das Grünhöfe-Projekt geändert werden?

Die Existenzberatung und das ebenfalls strittige Medienprojekt sind Hauptpfeiler im Antrag. Wenn die rausgenommen werden, ist das ganze Ding gestorben. Frage: Eva Rhode

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