piwik no script img

Eisenbahnmief aus den 70ern

■ Wenig Exponate, viel Dokumentarisches, knallbunt präsentiert: Die Expo 2000 GmbH zeigt die 150jährige Weltausstellungsgeschichte

Der neue Anbau des Deutschen Technikmuseums Berlin in der Trebbiner Straße ist noch nicht fertig. Es wird noch um die Exponate herum gebaut, um später Platz zu schaffen für die Abteilung Luft- und Schiffahrt. Wenn man vom Altbau aus auf den Hof schaut, sieht man, wie das silberglänzende Propellerflugzeug (Aufschrift „European Air Transport“) gerade noch zwischen einigen Bäumen abgestellt werden konnte. Im Altbau drängt sich dann alles andere von der Dampfmaschine bis zur Computer-Programmier-Station und wird seinen Eisenbahnmief einfach nicht los.

So auch die Ausstellung „Einfach gigantisch – Gigantisch einfach“ von der Expo 2000 GmbH und dem Institut für Kulturaustausch Tübingen. Wie ein gerade aus den 70er Jahren abgesetztes Containersystem in Knallorange, -blau, -gelb, -rot und -grün, mit abgerundeten Ecken und Schaufenstern, findet die Ausstellung halb im Eingangsbereich und halb im darüberliegenden Zwischenstockwerk Platz – und paßt. Es ist eine kleine Präsentation der 150jährigen Geschichte der Weltausstellungen, mit vorwiegend dokumentarischem Material und einigen wenigen (original) Objekten: Ab und zu ein Architekturmodell und viel Text, Leuchtdias und Fotos sowie historische Stereoskopie- Aufnahmen der Weltausstellungen von Paris 1889 und Wien 1873. Auf jeweils den Epochen zugehörigen Fernsehgeräten, die oft vor zeitgenössisch-gemusterten Vorhängen im Container plaziert sind, laufen seltene Video-Beispiele, wie die WDR-Dokumentation aus dem Jahre 67: „Exponiert: Bilder einer Ausstellung“, in der sich Gerd Ruge und die kanadische Germanistikstudentin Vicki Alward den Pavillons der Montrealer Expo mit kritischer Distanz nähern – von den „fassungslosen amerikanischen Besuchern“ der „Buckminster Fuller“-Kugel über den Soviet-Pavillon, der mit Kosmonautik-Attrappen und Störzucht „das 21. Jahrhundert schon heute zeigt“, bis hin zur „Revolutionären Kuba-Bar“.

Der Gang durch die Vergangenheit ist mit Expo-GmbH-Schlagzeilen versehen wie: „Stolz der Nation“ (London 1851) oder „Kolonien hautnah“ (Antwerpen 1894, Brüssel 1897), „Visionen einer besseren Welt“ (Brüssel 1958) oder „Die Zukunft hautnah erleben“ (Hannover 2000), die uns, in verschiedenen Variationen, noch mindestens bis zur Jahrtausendwende nicht erspart bleiben werden. Bettina Allamoda

„Einfach gigantisch – Gigantisch einfach“ bis 3. Mai (Di., Mi., Fr. 9–17 Uhr; Do. 9–20 Uhr, Sa./So. 10–18 Uhr), Deutsches Technikmuseum Berlin, Eintritt 5/2 DM

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen