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Erste FDP-Piraten an Bord

Studenten streben „absolute Mehrheit“ in der Berliner FDP an. „Nicht gleich alle Funktionäre rauswerfen“. Neuer FDP-Chef Lange freut sich über „Bluttransfusion“  ■ Von Christian Füller

Berlin (taz) – Die ersten der 2.687 StudentInnen des „Projekts Absolute Mehrheit“ (PAM) haben ihre Ankündigung wahrgemacht und sind den Ortsverbänden der FDP beigetreten. „Wir werden nicht gleich alle alten Funktionäre hinauswerfen“, sagte der Sprecher der Partei-Piraten, Enrico Rudolph, „aber wir wollen Mandate“. Die politisch gespaltene FDP hatte bisher 2.632 Mitglieder. Ihr Vorsitzender Martin Matz war wegen seiner Offenheit den Studenten gegenüber von den Parteirechten zum Rücktritt gezwungen worden.

Der am Donnerstag abend gewählte neue Vorsitzende Rolf-Peter Lange sagte über die Studenten, „das sind Bluttransfusionen, über die sich jede Partei freuen könnte“. Der 54jährige Lange erhielt 207 von 338 Stimmen. Der nationalliberal orientierte FDP-Flügel verweigerte ihm die Stimmen.

Die FDP hat die Studis brieflich in die Ortsverbände eingeladen, „um sich gegenseitig kennenzulernen“. Bei Brezeln und Bier werden sie gefragt, ob sie liberale Grundsätze akzeptierten und warum sie eintreten. Rudolph bemängelte die „pseudo-inquisitorischen Fragen“. Andere Studenten waren begeistert, „wie engagiert die FDP ist“.

Auch einer der nationalliberalen Bezirke hat bereits Studenten aufgenommen. „Wir haben unsere liberale Gesinnung gezeigt“, sagte der Vorsitzende des Parteibezirks Tempelhof, Klaus Gröbig, ein Anhänger des FDP-Rechten Alexander von Stahl. Tempelhof zählt mit rund 300 Mitgliedern zu den einflußreichen Bezirken in der Hauptstadt-FDP. Einen Verlust der Mehrheit braucht der Bezirk, der die FDP auf einen national orientierten Kurs bringen will, nicht zu fürchten. Nur 40 Studenten bewerben sich dort.

Andere FDP-Bezirke stehen bis zu zehnfachen Mehrheiten gegenüber. In Friedrichshain wollen 220 Studis der 28 Mitglieder starken Parteifiliale beitreten. Im City-Bezirk Prenzlauer Berg sehen sich 40 Alt-FDPler 315 Studenten ausgesetzt. Von den bislang unbedeutenden Parteibezirken aus wollen die Studenten die FDP verändern.

Die Bezirkssprecher der PAM- Studenten haben vereinbart, eine eigene Plattform zu bilden. Eine für sie gedachte Begrüßungsveranstaltung am 9. Mai wollen sie in einen offenen Studentenkongreß umwandeln. Die politische Zielrichtung der FDP-Piraten ist noch nicht festgelegt. Sie spannte sich bei dem Sprecher-Treffen von der Forderung, 1.500 Mark Grundsicherung zuzüglich Warmmiete für alle Studenten zu fordern bis hin zu der Ansicht, der „gesunde Patriotismus der homogenen skandinavischen Völker“ sei erstrebenswert. Minimalkonsens ist, die alte FDP zu verändern.

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