: Amber und Schleier
■ Afghanisches Kunst- und Kulturmuseum in der Speicherstadt neu eröffnet
Inmitten der Speicherstadt ist das Museum nur schwer zu finden. Möglicherweise ist das ein Grund, weshalb sich an diesem Nachmittag noch nicht einmal eine Handvoll BesucherInnen hierher verirrt hat. Vielleicht liegt es aber auch daran, daß es erst vor wenigen Tagen seine Pforten geöffnet hat, das Afghanische Kunst- und Kulturmuseum, das die Firma AFKA in ihrem ehemaligen Teppichlager eröffnet hat.
Sehr umfangreich ist das Museum nicht. Es besteht aus einem großen Raum und beherbergt Ausschnitte aus der traditionellen Kultur Afghanistans sowie Nachbildungen alter Kulturdenkmäler des Landes. Da sitzt eine orientalisch gewandete Wachsfigur auf dem Boden und repariert Keramik, nebenan befindet sich eine Brotbackstube, auf der anderen Seite des Raumes steht eine Jurte, die traditionelle Behausung afghanischer Nomaden. Je nach Lust und Laune ist der Rundgang in fünf Minuten beendet, man kann sich aber auch eine halbe Stunde Zeit nehmen.
Die Ausstellung beschränkt sich im Wesentlichen auf die Präsentation der materiellen Kultur, das Leben der Menschen bleibt meist außen vor. Dargestellt ist beispielsweise eine vollkommen verschleierte Frau. Doch was Frau sein in Afghanistan gerade jetzt unter der Herrschaft der Taliban bedeutet, bleibt genauso verborgen wie der Mensch unter dem Schleier. Einen Mann, der an einem traditionellen Knüpfrahmen einen Teppich webt, gibt es zu bestaunen. Unter welchen Bedingungen Teppichknüpfer in Afghanistan arbeiten, erfährt man allerdings nicht.
Wer sich aber an der romantizierenden Präsentation nicht stört und den Duft von Amber und afghanische Musik genießen möchte, ist im Museum sicherlich richtig.
Martin Pfitzner
Am Sandtorkai 32, 20 457 Hamburg, Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 17 Uhr. Das Museum ist für private Feiern nutzbar und richtet auf Wunsch selbst ein typisch orientalisches Fest aus. Informationen:
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