: Gefährlicher Rückbau
■ BUND und Grüne: Auch beim Abriß der Anlagen muß für Sicherheit gesorgt werden
Hanau (taz) – Natürlich sind Eduard Bernhard vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und Elmar Diez von der Initiative Umweltschutz Hanau (IUH) auch ein bißchen stolz auf sich selbst. Zwanzig Jahre dauerte ihr Kampf gegen das Zentrum der deutschen Atomindustrie in Hanau. Und demnächst wird auch noch die letzte Atomfestung dort geschleift werden: die Uran- Brennelementeschmiede der Firma Siemens. „Ein großer Sieg für die ganze Anti-Atom-Bewegung“, so Bernhard gestern auf einer Pressekonferenz von BUND und Grünen. Daß die UmweltministerInnen der Bündnisgrünen in Hessen – von Joschka Fischer bis Margarethe Nimsch – mit ihrem „sicherheitsorientierten Gesetzesvollzug“ ihren Teil zum totalen Rückzug der Atomindustrie aus Hanau und beigetragen hätten, wurde von Bernhard und Diez nicht verschwiegen.
Jetzt geht es um den Abriß der Produktionsgebäude und die sichere Entsorgung der kontaminierten Erde am Standort. Ein Antrag der „Siemens Rückbauprojekte Hanau“ liegt dem hessischen Umweltministerium seit Februar 1998 vor. Für den 16./17. Juni 1998 hat die neue grüne Umweltministerin Priska Hinz zur atomrechtlich vorgeschriebenen öffentlichen Erörterung der Antragsunterlagen von Siemens in die Kulturhalle von Hanau-Steinheim geladen. Bernhard und Diez werden dort die Einwände ihrer Organisationen gegen den Antrag vortragen. Dabei gehe es ihnen nicht darum, den Abriß der Brennelementefabrik zu verhindern, sondern „um die Schaffung sicherer Bedingungen für den Abriß: im Interesse der Umwelt und der Menschen“, so Diez.
Zu monieren haben die Atomgegner, daß die Anlage abgerissen werden soll, während die Plutoniumfabrik (MOX) leergefahren und die alte Nukem ebenfalls demontiert werde. Die gleichzeitig stattfindenden Abriß- und Dekontaminierungsarbeiten an den drei Anlagen stellten ein Gefahrenpotential dar, das den BürgerInnen nicht zugemutet werden könne. Da beim Rückbau mit der Freisetzung von Radioaktivität gerechnet werden müsse, sei zudem eine „komplette Einhausung“ der Anlage erforderlich. Das müsse keine Betonhülle sein, „aber eine sichere Ummantelung“. Nicht akzeptieren wollen die Bürgerinitiativen die von Siemens für die Zeit nach dem Abriß angekündigte „Zwischenlagerung“ atomarer Abfälle und verseuchter Erde. Immerhin befinden sich noch rund sieben Tonnen Uran als „Reststoff“ (Siemens) in der Anlage. Klaus-Peter Klingelschmitt
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