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Provisorium folgt Provisorium

■ Strieder läßt Kulturforum für eine Millionen Mark herrichten. Grüne wollen BKA-Räumung im Abgeordnetenhaus thematisieren. PDS will Schloßplatz als neuen Standort für Kabarettisten

Stadtentwicklungssenator Peter Strieder läßt Zeichen setzen. Der durch die Räumung des Zeltes der Berliner Kabarett Anstalt (BKA) am Donnerstag geschaffene Platz soll, wie Strieder gestern ankündigte, bis zur Eröffnung der Gemäldegalerie am 12. Juni für eine Millionen Mark umgestaltet werden. Für die Umsetzung der „Interimslösung“, die aus einem im Februar prämierten Wettbewerbsentwurf für das Kulturforum entwickelt wurde, bleiben folglich gerade noch 32 Tage.

Doch auch Strieders Kritiker versuchen Zeichen zu setzen. Alice Ströver (Bündnis 90/Die Grünen) will die „unverschämte Ignoranz“ des Senats im Umgang mit nicht staatlich geförderten Kultureinrichtungen am Montag im Kulturausschuß zum Thema machen. Und die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der PDS, Eva Müller, schlug den Schloßplatz in Mitte als zukünftigen Standort für die Kabarettisten vor.

„Ich verstehe nicht, wie Berlin den bisherigen Zustand am Kulturforum so lange ertragen hat“, erklärte Strieder am Tag nach der Räumung der BKA-Zelte. Ob durch Räumungs- und Begrünungsmaßnahmen tatsächlich eine reizvolle Situation am Kulturforum entstehen kann, muß allerdings bis zum Juni abgewartet werden. Denn noch sind der Verbleib der Hochtief-Container und die termingerechte Baubarkeit der geplanten niedrigen Mauer entlang der Potsdamer Straße ungeklärt. Auch konnte ein Teil des zweiten BKA-Zeltes auf einem privaten Grundstück inmitten des Areals stehenbleiben. Ein Mietvertrag mit dem Grundstückseigentümer ist weiterhin gültig.

Ob dieses Grundstück später entgegen den Plänen der Wettbewerbssieger bebaut werden soll, läßt Strieder offen. Erst einmal sollen 50 Götterbäume auch auf der privaten Fläche gepflanzt werden. Die Bäume könne man schließlich bei einer Änderung der Pläne auch wieder umpflanzen. So löst am Kulturforum ein Provisorium das andere ab. Wenn in einigen Jahren das Kulturforum im Verhältnis zu den Neubauten am Potsdamer Platz wirkt, will man erneut über die Gestaltung nachdenken.

Unterdessen hat der BKA-Geschäftsführer Jürgen Müller dem Senat ein Ultimatum bis zum 1. Mai gestellt, eine Lösung für die Kabarett Anstalt zu finden. Ansonsten werde er seiner kabarettistischen Existenz „ein Ende setzen“. Thies Schröder

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