: Jüdische Gedenkstätte in Mitte erneut geschändet
■ In der Nacht zum 2. Mai zerstörten Unbekannte Einrichtungen der Mahnwache am Gedenkstein in der Großen Hamburger Straße. Mahnwache kritisiert Abzug der Wachpolizei
Unbekannte Täter haben in der Nacht zum 2. Mai erneut an dem Gedenkstein für die 55.000 während der Nazizeit deportierten und ermordeten Berliner Juden in der Großen Hamburger Straße in Mitte randaliert. Ein großes Aquariumbecken, das als Lichterschale für Kerzen diente, und eine Tafel seien zerstört worden. Außerdem seien mehrere dort niedergelegte Kränze in der Umgebung verstreut worden, berichtete Friedhelm Lennert. Er ist Sprecher der „Mahnwache am Brandenburger Tor“, die seit dem 21. März auch an der Gedenkstelle eine Nachtwache organisiert.
Gewaltanwendung sei kein geeignetes Mittel der gesellschaftlichen Auseinandersetzung, erklärte am Samstag der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Andreas Nachama, zu der Zerstörung. Die Bürger seien genauso wie die Berliner Politiker aufgefordert, „den Anfängen zu wehren, damit alle Menschen guten Willens friedlich in dieser Stadt leben und wohnen können“.
Der Gedenkstein war erstmals im Dezember beschädigt worden. Einen Tag nach seiner Wiedereinweihung am 26. Februar hatten erneut Unbekannte versucht, den Davidstern von dem Gedenkstein zu entfernen. Dabei wurde der Stein abermals beschädigt.
Seit dem 1. März sei die Gedenkstätte auch jede Nacht von Wachpolizisten geschützt worden, berichtete Lennert. Erstmals in der Nacht zum Donnerstag sei allerdings kein polizeilicher Wachschutz mehr aufgetaucht. Seither hätten nur noch die Mahnwachenmitglieder wie üblich bis zwei Uhr morgens ausgeharrt. Schon in der zweiten Nacht ohne Vollzeitschutz kam es zur jüngsten Schädigung.
Ein Polizeisprecher wollte gestern nur die Sachbeschädigung bestätigen. Über den Umfang polizeilicher Schutzmaßnahmen werde grundsätzlich keine Auskunft erteilt. ga
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen