: Anzeichen für Agitation
■ Schulaufsicht warnt LehrerInnen vor der Teilnahme an Demonstration
Hamburgs Schulaufsicht wappnet sich gegen ungehorsame LehrerInnen. Vor der für Donnerstag nächster Woche geplanten Demonstration gegen Sparpläne der Schulbehörde haben alle Hamburger Lehranstalten einen mahnenden Brief bekommen. „Es gibt Anzeichen“, schreibt darin Aufsichtschef Dr. Reiner Schmitz, daß „der reguläre Unterricht beeinträchtigt werden soll“.
Und weil das nicht sein darf, hat Schmitz ein Formular beigelegt, auf dem SchulleiterInnen die Namen jener LehrerInnen eintragen sollen, die Stunden schwänzen, um an der Demo teilzunehmen. Fehlstunden sollen ihnen vom Gehalt abgezogen werden; bei schlimmeren Vergehen wie „Agitation“ droht Bußgeld.
Eine Unverschämtheit, schimpfen Hamburgs Lehrergewerkschaften. „Wir haben gar nicht zur Pflichtverletzung aufgerufen“, erklärt Anna Ammonn, Vorsitzende der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft). Erst um 13.30 Uhr sollen sich die KollegInnen am Demo-Tag treffen – da sei der Unterricht meist vorbei.
Berichtsbögen und Mahnbriefe der Behörde sind deshalb nicht nur unnötig, sondern auch zu teuer, erbost sich Peter Braasch, Chef des Deutschen Lehrerverbandes in Hamburg: „Der maßlose Verwaltungsaufwand für die Erfassung möglicher Dienstpflichtverletzer ist unverhältnismäßig.“
Er kann sich aber auch lohnen, hält Aufsichtschef Schmitz dagegen. Sein Amt „nehme ja auch was ein“, wenn LehrerInnen einzelne Stunden nicht bezahlt bekämen. So war es jedenfalls vor vier Jahren. Damals wehrten sich LehrerInnen gegen mehr Pflichtstunden. Einzelnen wurde für die Dauer der Demo Lohn abgezogen; die Stundenerhöhung kam trotzdem. Judith Weber
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