: FU-Frauenförderung gerettet
■ Vizepräsident dementiert, daß er Kita und zentrale Stelle für Frauenforschung schließen will. Akademischer Senat will Programme nicht stärker gekürzt sehen als den Uni-Etat insgesamt
Die Freie Universität (FU) will auch in ihrem Schrumpfungsprozeß die „Entwicklung frauengerechter Strukturen“ nicht aus dem Auge verlieren. Mit diesem Beschluß reagierte der Akademische Senat (AS) auf Spekulationen über eine mögliche Auflösung der Zentraleinrichtung (ZE) Frauenforschung und der FU-Kita.
FU-Vizepräsident Peter Gaehtgens betonte, in beiden Fällen habe es „keinen Schließungsbeschluß gegeben“. Die ZE Frauenforschung müsse sich jedoch wie alle anderen Bereiche einer „externen Evaluierung“ stellen. Bei der Kita wolle er eine „Finanzierungsform, die den FU-Haushalt entlasten wird“. Weil die FU im Gegensatz zu anderen Trägern von Senat und Bezirk keine Zuschüsse für die Kita- Plätze erhalte, strebe sie einen Trägerwechsel an. Der AS-Beschluß legt aber fest, daß die bisherigen 174 Plätze dabei erhalten bleiben.
Im Mittelpunkt der Debatte stand die Frage, wieviel Frauenförderung sich die FU in ihrer prekären finanziellen Lage noch leisten kann. Unumstritten war, daß die Mittel proportional zum Schrumpfen der gesamten FU sinken sollen. Die Zentrale FU-Frauenbeauftragte Christine Färber sagte, auch sie wolle „keine riesig aufgeblähte Frauenförderung, wenn es keine FU mehr gibt“. Die Bezugsgröße müsse aber das Haushaltsvolumen sein, nicht die weit stärker sinkende Zahl der ProfessorInnenstellen.
Der Streit entzündete sich vor allem an Details der Freistellungsregelung für die nebenberuflichen Frauenbeauftragten in den einzelnen Fachbereichen. Färber plädierte dafür, die fünfzigprozentige Dienstbefreiung beizubehalten. Zwar sänken StudentInnen- und DozentInnenzahlen, doch würden Fachbereiche durch Fusion künftig größer. Ohne eine solche Entlastung fänden sich keine Frauen, „die sich diesen Job ans Bein binden“. Unter dem hörbaren Unmut ihrer Kolleginnen aus den Fachbereichen gab sich die Frauenbeauftragte aber mit einer Befreiung von „bis zu“ fünfzig Prozent zufrieden. Gaehtgens möchte die Befreiung je nach Größe des Fachbereichs oder Zentralinstituts von zehn bis fünfzig Prozent staffeln.
Über die wesentlichen Fragen diskutierte der AS gar nicht, sondern votierte ohne Debatte für die verstärkte Berufung von Professorinnen, die Förderung des weiblichen Nachwuchses und ein finanzielles Anreizsystem. Solche Maßnahmen hatte der Wissenschaftsrat erst am Vortag bundesweit angemahnt. Das Beratergremium deutete aber vage an, daß nur eine Abkehr vom männlich geprägten Karriereweg der Frauenförderung aus der Defensive helfen könne. Ralph Bollmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen