: Sexualmord aufgeklärt
■ Vorbestrafter Familienvater gesteht Mord an einem 11jährigen Mädchen. Polizei überprüft Zusammenhang mit anderen Fällen
Cloppenburg (dpa/taz) – Die mit 15.000 Proben aufwendigste Gen-Untersuchung der deutschen Kriminalgeschichte hat der Polizei den Mörder der 11jährigen Christina Nytsch aus Strücklingen in Niedersachsen ins Netz getrieben. Ein 30 Jahre alter dreifacher Familienvater gestand angesichts eines erdrückenden Beweises das Sexualverbrechen: Sein genetischer Fingerabdruck ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 6,5 Milliarden zu 1 der des Täters. Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) wies angesichts des Erfolges auf die geplante Gen-Datei für Schwerverbrecher hin. „Mit der Gen-Datei können gerade Wiederholungstäter schnell überführt werden“, sagte er der Bild-Zeitung.
Der 30jährige mutmaßliche Mörder aus dem nur wenige Kilometer von Christinas Wohnort entfernten Elisabethfehn (beides Kreis Cloppenburg) ist ein Wiederholungstäter: Im Mai 1989 vergewaltigte er eine 17jährige Verwandte und wurde zu einer fünfeinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt. Er saß aber nur drei Jahre ab und wurde 1993 auf Bewährung wieder entlassen.
Am Pfingstsamstag gestand der Mann neben dem Sexualmord an Christina nun auch, Anfang 1996 eine 11jährige aus Neuscharrel (Kreis Cloppenburg) mißbraucht zu haben. Schon als junger Mann war er nach den Angaben der Polizei mit einer Reihe von Eigentumsdelikten, darunter Einbruchdiebstählen, aufgefallen.
Jetzt überprüft die Polizei einen Zusammenhang mit dem Verschwinden von Ulrike Everts. Die damals 13jährige aus Jeddeloh (Kreis Ammerland), nur 30 Kilometer von Strücklingen entfernt, wird seit dem 11. Juni 1996 nach einer Kutschfahrt vermißt. Anhaltspunkte für eine Täterschaft des 30jährigen gebe es bisher aber nicht, teilte die Polizei in Cloppenburg mit. Sein Alibi für diesen Tag stehe allerdings noch auf dem Prüfstand.
Die Polizei war dem Vater von drei kleinen Kindern fast elf Wochen nach der Tat mit Hilfe des sogenannten genetischen Fingerabdrucks auf die Spur genommen. Der Mann hatte am Karfreitag (10. April) zusammen mit zwei Verwandten an der Speichelprobe teilgenommen, mit der die Polizei 15.000 Männer aus der Region um den Tatort überprüfen wollte. Von diesen Proben hatten die Landeskriminalämter in Berlin, Hannover und Sachsen-Anhalt rund 14.000 bis vergangenen Freitag ausgewertet. Die Probe mit der Nummer 3.889 stimmte nach den Angaben von Polizei-Einsatzleiter Hans- Jürgen Thurau mit den Spuren überein, die der Täter bei Christina Nytsch und der vergewaltigten 11jährigen in Neuscharrel hinterlassen hatte. Sie gehörte zu dem 30jährigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen