Sind Sie beschäftigt?
: „Es ist wichtig, eine Aufgabe zu haben“

■ Hat es die private Weiterbildungsunternehmerin Birgit P. geschafft, Sozialhilfeempfänger für Kurse zu gewinnen, bleibt immer noch das Problem, sie auf dem Arbeitsmarkt unterzubringen

In Berlin gibt es 290.000 Arbeitslose, nur jeder vierte Einwohner lebt von Erwerbsarbeit. Doch auch wer keinen Arbeitgeber hat, ist nicht ohne Arbeit. Die taz fragt deshalb: „Sind Sie beschäftigt?“

Die 33jährige Birgit P.: Ich stehe hier zwar vorm Arbeitsamt Kreuzberg, aber ich bin beschäftigt. Wir wollen ein ABM-Projekt beantragen, und ich warte noch auf meine Chefin. Ich arbeite bei einem privaten Weiterbildungsunternehmen. Wir haben jetzt auch eine Bewilligung vom Senat bekommen für Senatskurse für Sozialhilfeempfänger, da sind wir gerade in der Akquise. Das ist eine Weiterbildung, richtig Full- time-Unterricht mit PC, Bewer

bungstraining usw. Danach ist noch ein Praktikum dabei, und dann werden die Leute vielleicht übernommen. Wir hängen nur ein bißchen durch, weil sich die Akquise der Teilnehmer etwas schwierig gestaltet, weil das über die Sozialämter läuft. Es gibt derzeit sehr viele Maßnahmen für Sozialhilfeempfänger in Berlin, der Markt ist relativ voll. Deshalb versuchen wir die Sozialhilfeempfänger direkt anzusprechen. Aber auch das ist gar nicht so leicht. Oft wissen sie nicht so richtig, was sie erwartet. Wenn sie aber erst einmal die Schwelle überschritten haben, ist das kein Thema mehr.

Wir haben Leute dabei, die wirklich froh sind, in so einer Maßnahme zu sein und quasi wieder nach oben zu kommen. Dann gibt es aber auch welche, die das mehr oder weniger aus der Not heraus machen. Aber wenn die Kurse zu Ende sind, sind viele ganz, ganz traurig.

Für viele ist es wichtig, den Kontakt zueinander wieder zu finden und eine Aufgabe zu haben. Wie es jedoch mit der Arbeit hinterher aussieht, muß man sehen. Am Anfang hatten wir Vermittlungschancen von 80 bis 90 Prozent. Aber mittlerweile ist das nicht mehr so. Oft können die Firmen ihr eigenes Personal nicht mehr halten, und dann besteht natürlich kaum noch eine Möglichkeit, jemand zu übernehmen. Barbara Bollwahn

wird fortgesetzt