piwik no script img

"Die Schule muß sehr gut sein"

■ 250 BesucherInnen informierten sich auf der ersten türkischen Bildungsmesse

„Die türkischen Eltern wollen ihre Muttersprache und Kultur behalten und sie auch ausleben dürfen. Die meisten wollen aber auch gut Deutsch sprechen, und ihre Kinder sollen das auch.“ Das sind für Mehmet Alpek zusammengefaßt die Wünsche der BesucherInnen der ersten türkischen Bildungsmesse, die am Wochenende erstmalig stattfand. Er ist Projektleiter für interkulturelle Elternarbeit des Arbeitskreis Neue Erziehung (ANE) und arbeitet seit Jahren dafür, daß das Schul- und Bildungssystem nicht mehr hauptsächlich auf deutsche Kinder ausgerichtet wird, sondern vielfältige Kulturkreise miteinbezieht. Mit türkischsprachigen Elternbriefen klärt der Verein über das deutsche Schulsystem auf.

Schätzungsweise 250 vorwiegend türkische Eltern, PädagogInnen, SozialarbeiterInnen und auch ein paar Jugendliche besuchten die vom Türkischen Bund Berlin- Brandenburg (TBB) initiierte Messe im Rathaus Kreuzberg. An 25 Ständen, unter anderem der Industrie- und Handelskammer, des Türkischen Elternvereins und der Europaschule informierten sie sich über die verschiedenen Schulformen und Ausbildungsmöglichkeiten oder nahmen an Workshops zu Themen wie Zweisprachigkeit, Erziehung in Kindergärten und Religionsunterricht teil.

Anscheinend mit großem Erfolg – wie Kenan Kolat vom TBB sagt: „Wir sind sehr zufrieden. Die Veranstaltungen waren sehr gut besucht.“ Er habe sich zwar noch mehr Publikum gewünscht, jedoch seien viele von denen gekommen, die auch als Zielgruppe angepeilt worden seien: Eltern der ersten Generation und durch Heirat Nachgezogene. Beide Gruppen sprächen schlecht Deutsch und wüßten häufig wenig über die deutsche Schule.

Ein bißchen anders sieht das dagegen Semih Kneip vom Verein KreuzWerk, der auch auf der Messe vertreten war: „Hier waren eher diejenigen, die sowieso schon recht gut informiert sind.“ Die „durchschnittliche“ Familie aus dem Wrangelkiez habe er nicht gesehen.

Dennoch, und da sind sich Veranstalter und Aussteller einig, habe die Messe endlich ein erstes positives Signal gesetzt – was aufgrund der aktuellen politischen Diskussion über Sprachtests und Quotierung dringend notwendig gewesen sei. So kritisierte ANE- Mitarbeiter Alpek, daß es ständig hieße, viele türkische Kinder könnten kaum Deutsch, wenn sie in die Schule kämen – wissenschaftliche Erhebungen und genaue Zahlen gebe es jedoch nicht.

Auch die Ausländerbeauftragte Barbara John (CDU) mahnte auf einer abschließenden Podiumsdiskussion zu mehr Sachlichkeit. „Für nichtdeutsche Kinder ist die Schule besonders wichtig, deshalb muß sie sehr gut sein“, sagte sie. Das Geld dafür sei vorhanden. John plädierte für speziellen Deutschunterricht für Kinder auch in den Kitas, ebenso wie für mehr Sprachunterricht für junge Mütter. „Das sind Maßnahmen, die relativ schnell umzusetzen sind.“ Julia Naumann

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen