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Stundenhotel wäre einfacher gewesen

St. Georg: Banken und Behörde blockieren schwule Existenzgründer  ■ Von Silke Mertins

Schon der Teppich gereicht dem Namen des neueröffneten „Hotels Königshof“ zur Ehre. Man läuft über kleine gelbe Kronen auf königsblauem Grund. Auch die Wände sind neu verputzt, die Stuckdecken frisch gestrichen, schmucke Badezimmer eingebaut, Kronleuchter angebracht. Kurz: Aus dem lange Jahre als Flüchtlingsunterkunft und zuletzt als Stundenhotel genutzten und heruntergekommenen Altbau in der Straße Pulverteich auf St. Georg ist wieder ein schmuckes Mittelklasse-Etablissement geworden.

Hotelinhaber Erik Springer und sein Partner Klaus-Werner Held laufen hektisch durchs Haus. Im aprikotfarbenen Frühstückszimmer mit Blick auf einen kleinen Garten hängt ein Hamburger Maler seine Bilder auf. Handwerker erledigen letzte Arbeiten. Die Zeit drängt, denn heute ist die Eröffnungsfeier des „Königshof“, der künftig Hamburgs größtes schwules Hotel werden will. Vom 1. Juli an können die Gäste kommen.

„Jedes Stundenhotel, das verschwindet, ist uns lieb“, freut Andreas Pfadt sich über dieses geschäftige Treiben. Sein Büro für Architektur, Stadtentwicklung und Kommunale Planung (ASK) ist als Sanierungsträger für die Stadtentwicklungsbehörde tätig. Als die Flüchtlinge, die in St. Georger Hotels untergebracht waren, in andere Unterkünfte verlegt wurden, hat er den Behörden gleich gesagt: „Jetzt habt ihr die Hotelräumung gemacht, seht zu, daß es keine Bordells werden.“ Für die wirtschaftliche Wiederbelebung St. Georgs müsse das Hotelgewerbe im Stadtteil erneuert werden. „Aber die Wirtschaftsbehörde hat das leider noch nicht kapiert.“

Die Folgen der bürokratischen Begriffsstutzigkeit bekamen die schwulen Hoteliers schmerzlich zu spüren. Obwohl St. Georg Armutsbekämpfungsgebiet ist und der „Königshof“ zum Sanierungsgebiet gehört, lehnte die Wirtschaftsbehörde die Unterstützung der investitionswilligen Jungunternehmer ab. Das Problem ist keineswegs, daß Existenzgründer Erik Springer völlig mittellos wäre. Den Banken hat er seine Eigentumswohnungen in Mailand und Amsterdam als Sicherheit für Kredite angeboten. Ohne Erfolg. Immobilien im Ausland werden – EU hin, Euro her – nicht anerkannt. Außerdem hieß es immer wieder: „Wir finanzieren grundsätzlich nichts im Rotlichtmilieu“, so Springer, „so als bestünde ganz St. Georg aus Puffs.“ Nun wollen Deutsche Bank, Haspa oder Dresdner Bank ihm nicht einmal ein übliches Geschäftskonto mit Dispo gewähren.

Ein Zuschuß aus dem Modernisierungsprogramm der Behörde für Wirtschaft war die finale Hoffnung. Doch im Ablehnungsbescheid heißt es: Nur bestehende Betriebe werden gesichert. Der „Königshof“ sei aber zuvor ein Stundenhotel gewesen. „Soll ich das so verstehen, daß wir Zuschüsse bekommen hätte, wenn hier weiter ein Stundenhotel betrieben würde?“ fragt Springer. Schlußendlich blieb ihm nichts übrig, als seine Wohnungen zu verkaufen. Eine halbe Million Mark flossen in den „Königshof“. Das reichte nur für 13 der 22 Zimmer.

Der GAL-Abgeordnete Farid Müller rügt, daß „die Wirtschaftsbehörde hier eine Chance verpaßt hat“. Investoren drängten sich schließlich nicht gerade in St. Georg. Sein parlamentarischer Kollege Lutz Kretschmann (SPD) ist verständnisvoller: „Es gibt kein Hotelförderungsprogramm mehr“, so der Schwuso, „und es kann nicht ein Investor bevorzugt werden, nur weil er schwul ist.“

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