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Indonesische Militärs verhaftet

Angehörige einer von Suhartos Schwiegersohn befehligten Eliteeinheit sollen Oppositionelle entführt und gefoltert haben. Über 12 Regimegegner werden noch vermißt  ■ Von Jutta Lietsch

Bangkok (taz) – Indonesiens Militärpolizei hat sieben Soldaten der Elitetruppe Kopassus verhaftet. Der Vorwurf: Sie sollen Oppositionelle entführt und gefoltert haben. Das gab der Chef der Militärpolizei, Generalmajor Syamsu Djalal, gestern in Jakarta bekannt. Damit scheint sich eine düsterer Verdacht zu bestätigen, den Menschenrechtler in Indonesien schon länger hegen: Daß es eine geheime Foltereinheit in der Armee gibt, die seit Anfang des Jahres systematisch Regierungsgegner mißhandelte und verschwinden ließ.

Von über zwanzig Studenten, Anwälten und anderen Kritikern, die vermißt wurden, sind bislang erst acht wieder aufgetaucht. Einige von ihnen hatten trotz Morddrohungen ihrer Entführer unter anderem vor der UNO und dem US-Menschenrechtsausschuß von ihrer Tortur berichtet. Nach dem Rücktritt von Präsident Suharto am 21. Mai leitete Armeechef Wiranto eine Untersuchung ein. Das vorläufige Ergebnis: Die Folterer hätten auf Anweisung des Chefs der Elitetruppe gehandelt, radikale Aktivitäten aufzudecken. Dabei hätten sie aber „die Vorschriften verletzt“. Chef der Elitetruppe war zu jener Zeit der Schwiegersohn Suhartos, General Prabowo Subianto, der sich bereits seit Jahren als Scharfmacher im Militär einen Namen gemacht hatte.

Als Bacharuddin Jusuf Habibie neuer Präsident wurde, ließ er den ehrgeizigen Prabowo unverzüglich auf einen einflußlosen Posten als Leiter einer Militärakademie versetzen. Viele Indonesier befürchten, daß der unter anderem auch beim deutschen Bundesgrenzschutz ausgebildete Prabowo einen Putsch anzetteln wollte.

Die Armee untersuche derzeit auch die Vorfälle bei den Mai-Unruhen, als Tausende Geschäfte geplündert und in Brand gesteckt wurden, sagte ein Militärsprecher. Damals waren etwa 1.200 Menschen umgekommen. Chinesischstämmige Indonesierinnen sollen zudem systematisch vergewaltigt worden sein. Die Armee habe mehrere Personen identifiziert, die bei den Krawallen die Fäden gezogen hätten, erklärte der Militärsprecher. Eine unabhängige Untersuchungsgruppe, an der auch Nichtregierungsorganisationen mitarbeiten, solle eingerichtet werden, sobald Präsident Habibie seine Zustimmung gibt.

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