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Assad-Besuch stößt auf Protest

Der Fall des NS-Kriegsverbrechers Brunner überschattet die Visite des syrischen Diktators in Frankreich — am Jahrestag des Beginns der Judenverfolgung  ■ Aus Paris Dorothea Hahn

Roter Teppich für den Diktator aus Damaskus: Nach 22jähriger Abwesenheit von den Hauptstädten des Westens kehrte der syrische Staatschef Hafez al-Assad gestern mit großen Pomp auf das internationale diplomatische Parkett zurück. Präsident Jacques Chirac empfing ihn zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Frankreich.

Doch während die Gastgeber mit dem Diktator neue Pläne für einen Nahost-Friedensprojektes schmieden wollen, das im Falle eines endgültigen US-amerikanischen Scheiterns einsetzen soll, kritisieren zahlreiche Menschenrechtsorganisationen sowie syrische Oppositionelle den Empfang.

Hohe symbolische Bedeutung hat dabei das Ankunftsdatum von Hafez al-Assad in Paris: Gestern jährte sich zum 54. mal die große Razzia vom Vél d'hiv (Radstadion), bei der am 16. Juli 1942 allein in Paris 12.884 Juden abgeholt und wenig später — nach kurzem Aufenthalt im Vél d'hiv und in einem französischen Durchgangslager in die Vernichtungslager deportiert wurden. Jene Razzia war der Beginn der massiven Judenverfolgung in Frankreich. Der Chef des Durchgangslagers von Drancy war 1942 ein gewisser Alois Brunner. Heute soll jener Alois Brunner, dem insgesamt die Deportation von 130.000 Juden aus weiten Teilen Europas zur Last gelegt wird und der dafür bereits zweimal in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde, unter einem falschen Namen in Syrien leben, wo er den persönlichen Schutz von Hafez al-Assad genießen soll.

In einem Interview mit dem französischen Fernsehsender TF1 hat Assad sich am Mittwoch erstmalig öffentlich zu dem Kriegsverbrecher Brunner geäußert. Er bestritt, daß Brunner sich auf syrischem Territorium befinde, wollte aber auch nicht zugestehen, daß der französische Untersuchungsrichter, der gegenwärtig ein Verfahren wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen Brunner vorbereitet, zu Ermittlungen nach Syrien reist. Brunner war zuletzt Anfang der 90er Jahre in Damaskus gesehen worden. Seither soll er in die Wohnung eines der Leibgardisten von Assad umgezogen sein.

Serge Klarsfeld, Präsident der „Vereinigung der Söhne und Töchter von Deportierten“, die gestern am Vél d'hiv gegen den Staatsbesuch demonstrierte, versucht die Unterstützung Assads für den Kriegsverbrecher — der „ein Problem für Syrien“ sei — mit Brunners „Aktivitäten gegen die Juden“ zu erklären. Der Großrabbiner Frankreichs, Joseph Sitruk, bat Premierminister Lionel Jopsin, bei seinem heutigen Treffen mit dem Syrer Aufklärung über die Situation von Juden in Syrien sowie über den Aufenthaltsort von Brunner zu verlangen.

Präsident Chirac kennt Hafez al-Assad bereits von einem eigenen Staatsbesuch in Damaskus im Jahr 1996. Damals hatten die beiden Männer, die je auf mehr Einfluß im Nahen Osten hoffen, die franco-syrische Wiederannäherung begonnen.

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