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Manege frei in der Neustadt

■ Die erste Bremer Zirkusschule „Joake“ richtet sich an Kids, die sich gern verbiegen

Generalprobe zur großen Joake-Eröffnungsgala: Beim binationalen Jugendtreffen der AkrobatInnen und ArtistInnen in der Schule am Leibnizplatz wuselt alles wie wild durcheinander – Zirkusalltag. Hauptsache die SchülerInnen sind gut drauf, Hauptsache die Show am Abend klappt. Dafür wurde „Joake“ schließlich gegründet – Bremens erste Zirkusschule.

Der Name setzt sich zusammen aus den Begriffen Jonglieren und Akrobatik, gleichzeitig bedeutet er aber auch Spaß (engl. Joke). „Kinder und Jugendliche aus ganz Bremen sollen dort die Möglichkeit haben, sich selbst als AkrobatInnen und KleinkünstlerInnen zu üben. Alle zwischen acht und 24 Jahren können an den Kursen teilnehmen. Der Bedarf ist auf jeden Fall da“, sagt Jens Stemminger, auch ein Joaker, einer der Macher. Ab Oktober laufen die Kurse wöchentlich, die nach Können gestaffelt sind. Trainiert wird nachmittags, allerdings hoffen die Macher von Joake auch zusätzlich einen Abendtermin einrichten zu können. In den beiden Turnhallen und auf der Probebühne der Schule wird unterrichtet.

Pro Trimester kostet der Anfängerkurs 100 Mark, die Fortgeschrittenen zahlen 140 Mark und ein Kurs in Spezialisierung kostet 160 Mark. Ganz schön happig für Schülerinnen, doch Stemminger rechtfertigt den Preis: „Wir orientieren uns an den Beiträgen der Turnvereine und arbeiten nicht auf Profitbasis, sondern nur kostendeckend. Außerdem bieten wir eine Ausbildung mit Niveau. Die Teamer haben international Zirkuserfahrungen gesammelt, einer arbeitete früher für den Zirkus Barum, die anderen waren in Japan beziehungsweise in England tätig.“

Vor fünf Jahren riefen die Sportlehrer Martin Kurp und Wolfgang Baer eine Akrobatik AG ins Leben, die sich schnell etablierte. Öffentliche Auftritte folgten: In der Zwischenzeit stieß zudem Jens Stemminger als Referendar dazu, der vorher in der Bremer Kleinkunstszene aktiv war und einigen noch als Mitglied vom Varieté Wüst in Erinnerung geblieben ist. Das Trio Kurp, Baer, Stemminger entwickelte dann die Idee der Zirkusschule. SchulabgängerInnen, die an der AG teilgenommen hatten, wollten weitermachen und auch von außerhalb wurde Interesse gemeldet.

Schnell wurde gemeinsam ein Konzept entworfen. Interesse hat jetzt sogar schon die Bremer Uni angemeldet, im Rahmen des Projekts der „Schulbegleitforschung“ kooperiert Joake zukünftig mit dem Dozenten Manfred Polzin. Denn schließlich hat die Zirkusschule auch ein pädagogisches Ziel: Erstens soll die „Ich-Stärke“ der SchülerInnen aufgebaut werden – als Präventionsmaßnahme quasi. Zweitens handelt es sich hier um ein ganzheitliches Lernen wie beispielsweise Technik, Kooperation, Planung, Kreativität.

Die Trägerschaft übernimmt vorerst der Schulverein, bei zu großer Expansion könnte später allerdings über die Gründung eines eigenen Vereins nachgedacht werden. Doch das ist Schnee von übermorgen, zur Zeit kämpft Joake für die Einrichtung einer ABM-Stelle, die die Einradkünstlerin Ellen van der Veer übernehmen soll. „Irgendwie müssen wir das Ganze ja finanzieren“, meint Wolfgang Baer. „Zwar wurde mit der bewilligten BSHG-19-Stelle der Künstler Dietmar Hartesuer als Verstärkung geschickt, aber das reicht noch nicht.“

Ein bißchen finanzielle Unterstützung leisten zudem die GEWOBA und der Beirat Neustadt als Förderer. Trotzdem sind es bis Oktober nur noch wenige Wochen, aber der Anfang ist schon gemacht, die T-Shirts mit dem Joake-Logo sind schon gedruckt, ein keulenschwingendes Mädchen hatte es bereits während der Generalprobe an. MBD

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