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Offensive im Kosovo beendet

■ Jugoslawiens Präsident Milosevic kündigt Einstellung der Militäroperationen an. Kosovo-albanische Parteien einigen sich auf Koalitionsregierung. UCK bekommt zwei Ressorts

Belgrad/Priština (dpa/rtr) – Der jugoslawische Präsident Slobodan Milošević hat die jüngste Offensive gegen die Kosovo-Albaner nach EU-Angaben für beendet erklärt. Eine EU-Delegation teilte nach einem Gespräch mit Milošević gestern in Belgrad mit, der Präsident habe versichert, die Operationen seien eingestellt worden. „Wir waren nicht vollkommen erfolgreich, sind aber einen wesentlichen Schritt weitergekommen“, sagte eine der Delegation nahestehende Quelle in Belgrad.

Sowohl Milošević als auch Vertreter der Kosovo-Albaner hätten ihre Bereitschaft zum Dialog geäußert. Milošević habe versprochen, nicht erneut gegen Zivilisten Gewalt anzuwenden. „Wir werden ihn beim Wort nehmen, denn es gibt nicht mehr viel Zeit“, sagte Wolfgang Ischinger, politischer Direktor im Bonner Außenministerium. Die Erhaltung des jetzigen Status quo im Kosovo ist nach Auffassung der EU-Diplomaten nicht akzeptabel. Eine Lösung sei die Schaffung einer umfassenden Selbstverwaltung der Provinz, aber ohne die von den Albanern gewünschte Unabhängigkeit.

Die politischen Direktoren der Außenministerien von Österreich, Deutschland und Großbritannien bezeichneten die Lage in den Kosovo-Ortschaften Malisevo und Kijevo als „schockierend“. Diese waren in den vergangenen Tagen von jugoslawischen Truppen und serbischer Polizei zurückerobert worden. „Es sind klare Fälle von exzessiver Militärgewalt“, sagte der österreichische Delegationschef Albert Rohan. Die bisherigen Kampfgebiete seien menschenleer und viele Häuser zerstört.

Die albanischen Parteien im Kosovo haben eine neue Koalitionsregierung gebildet. Wie die in der Hauptstadt Priština erscheinende Zeitung Koha Ditore gestern berichtete, ist Mehmet Jajrizi, Generalsekretär der Albanischen Demokratischen Bewegung, neuer Regierungschef und ersetzt den im Ausland lebenden bisherigen Ministerpräsidenten Bujar Bukoshi. Die Kosovo-Befreiungsarmee UCK hat in der Regierung die Ressorts Verteidigung und Polizei bekommen. Rugova sei mit der Zusammensetzung der neuen Regierung einverstanden gewesen, schreibt das Blatt.

Unterdessen brachte die serbische Polizei gestern zwei weitere wichtige Straßen im Kosovo wieder unter ihre Kontrolle, die über mehrere Wochen von der UCK blockiert worden waren. Die amtliche Nachrichtenagentur Tanjug berichtete, eine nicht genannte Zahl von UCK-Mitgliedern habe sich beim Dorf Junik ergeben. Diese UCK-Hochburg, nahe der Grenze zu Albanien, ist seit Anfang der Woche von starken Polizeieinheiten eingekesselt.

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