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Daimler-Uni startet im August

■ Universität darf sie nicht heißen, die Corporate university des Automobilkonzerns. Aber exzellent soll sie sein. Zugang für die Managerebene der 420.000 Daimler-Chrysler-Mitarbeiter weltweit

Berlin (taz) – Jürgen Schrempp wäre ein Kandidat gewesen. Der heutige Vorstandssprecher von Daimler-Benz hätte seine Karriere in der hauseigenen university beschleunigen können. Aber nicht als Kraftfahrzeugmechaniker, als der er anfing, sondern erst nach dem Aufstieg. „Da können auch Leute studieren, die sich in einer Linienfunktion weiterentwickelt haben“, drückt es Daimler-Sprecher Jürgen Wittmann in der Sprache der Personalmanager aus.

Auf gut deutsch: Die Corporate university, die der Konzernboß vergangene Woche ankündigte, ist nicht ausschließlich für jene 5.000 Managerkollegen Schrempps bei Daimler reserviert. Auch der Lehrling könnte irgendwann einmal nach Singapur fliegen oder nach Harvard in Boston (USA) – wenn er sich in eine Leitungsfunktion hochgearbeitet hat. Singapur und Harvard zählen nun zu den ersten Veranstaltungen, die die Corporate university im Lehrplan stehen hat.

Die Firmen-Uni hat zwei Komponenten: Sie soll den staatlichen Universitäten keine Konkurrenz machen. Erste Zugangsvoraussetzung ist also die Zugehörigkeit zum Daimler-Benz-Konzern bzw. zum angepeilten Daimler-Chrysler-Riesen mit rund 420.000 Mitarbeitern. Die zweite Komponente drückt sich im Begriff university aus: „Wir haben einen hohen Anspruch“, sagt Wittmann. Der reicht nicht so weit, ein humanistisches Bildungsideal zu verfolgen. Pate stand eher die angelsächsische Variante von Hochschule: „Es geht handfester zu in unserer Universität, die Umsetzbarkeit des Erlernten ins konkrete Geschäft ist uns wichtig“, macht der Firmensprecher klar. Den Namen Universität darf sich die hauseigene Kaderschmiede im übrigen gar nicht geben. Der Begriff ist geschützt.

Daimler steht nicht allein mit dem Vorhaben, sein Führungspersonal auch theoretisch selbst zu unterweisen. Ein firmeneigenes Uni- Projekt verfolgt unter anderen die Deutsche Bank. Kreativ-Seminare für die gestreßten Menschen, die viel Geld, aber wenig Zeit haben, sind ohnehin Usus in der Wirtschaft. Daimler aber war schneller – und gründlicher. Schon Ende August startet das erste Seminar: „Financial Management for Non- Financial-Managers“. Auf dem Programm haben die beiden Referenten der fünftägigen Summer School, die an der Hong Kong University stattfindet, zum Beispiel die Schaffung „eines klaren Verständnisses von Shareholder value“. Die Daimler-Manager haben eine Seminarliste bekommen. Nun können sie sich über die elektronische Hauspost anmelden.

Daimler wird mit so renommierten Instituten wie der Harvard Business-School kooperieren oder mit dem Lausanner Institut für Management-Entwicklung. In Fontainebleau bei Paris studieren die Manager Business Administration. Über die zweckfreie Erkenntnis, das eigentliche Ziel von Universität, werden die Damen und Herren Manager dabei kaum räsonieren. Die Daimler-Benz-university veranstaltet ihren Wanderzirkus zwischen den besten Wirtschaftsinstituten der Welt mit dem klaren Ziel, das Führungspersonal zu trimmen. Auch strategische Entwicklungen des Konzerns sollen diskutiert werden – zum Wohle des Sterns von Daimler und Chrysler. Das Seminarprogramm beschränkt sich von daher auf die Ökonomie und ihre Subdisziplinen. Den vollen Fächerkanon unter Einbeziehung der Philosophie haben die Autobauer gar nicht erst angestrebt.

Ob der wissenschaftliche Beirat der Manager-Uni da ein breiteres Lehrprogramm anstoßen könnte? Es gibt einen Beirat, der Dean aus Harvard sitzt drin und weitere honorige Wissenschaftler. Aber Jürgen E. Schrempp sitzt vor. Diese Konstruktion, der Wissenschaft die entscheidenden Hinweise geben zu müssen, ist für Daimler- Benz nicht neu. Schon die Berufsakademien, eine Art akademischer Berufsschulen, die Daimler- Benz vor 25 Jahren mit aus der Taufe hob, funktionieren so: Der Studierende ist Werksstudent, die Semesterferien verbringt er in der Firma, wofür er gutes Geld bekommt. Was aber in der Akademie gelernt wird, bestimmt Daimler: Die Lehrpläne des inzwischen halben Dutzend Berufsakademien werden nicht ohne die Industrie geschrieben. Die Rektoren der staatlichen Hochschulen, wo solch direkter Einfluß nicht möglich ist, haben die Berufsakademien daher erst 1995 anerkannt. Schrempps Corporate university wäre da wieder so ein Fall. Christian Füller

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