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Macht der Roland das Licht aus?

■ Gewerkschaft hbv: Space Park vernichtet 1.000 Jobs in der City

Die Polizei fuhr am Roland vorbei, ohne die 30 protestierenden Gewerkschafter und Einzelhandels-Betriebsräte eines Blickes zu würdigen. Auch das pappene Wappen-Schild an der alten Marktfigur schien die Ordnungshüter nicht weiter zu stören. Dabei hatten es die Organisatoren der Gewerkschaft doch auf Provokation angelegt: „Wenn man nicht systematisch Regelüberschreitungen begeht, wird man in dieser Stadt nicht gehört“, so der Sprecher der Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen (hbv), Klaus Busche.

Und deshalb das Protest-Plakat am Wahrzeichen der Handels-Hanseaten. „Unser Roland: der letzte Kunde unserer Innenstadt?“ stand da zu lesen, und an die Adresse des Wirtschaftsressorts: „So nicht Herr Senator Hattig!!!“ Am Geländer wurden Rolands Einkaufstüten festgezurrt, mit den Emblemen der Geschäfte, in denen die Protestierenden arbeiten. Die Ängste der Angestellten in Geschäften der City: Kommt der Space Park, gehen die Arbeitsplätze aus der Innenstadt. Kommt der Space Park, fahren die Kunden nach Gröpelingen. Kommt der Space Park, sinkt der Umsatz in der Innenstadt.

40.000 Quadratmeter des Space Parks sollen Einzelhandelsfläche werden, befürchtet hbv-Sprecher Klaus Busche. Zum Vergleich: Karstadt hat 32.000 Quadratmeter. „Wir gehen davon aus, daß damit 75 Millionen Mark Umsatz umgeleitet würden“, sagt Busche. Vor allem Frauenarbeitsplätze gingen dann in der Innenstadt flöten. Ganz klar: Er hält den Space Park für eine Schnapsidee. Vor allem, seitdem die Planungen immer mehr Einzelhandelsflächen neben der Rakete vorsehen.

Ähnlich sieht das der Betriebsratsvorsitzende von Karstadt, Wolfgang Pokriefke. „Bremen investiert 600 Millionen Mark und ich behaupte: Das Geld fließt nicht zurück. Die Bevölkerung“, fordert Pokriefke, „soll mal endlich wach werden.“ Wenn in der Industrie 300 Jobs abgebaut würden, dann gebe es immer ein Riesentheater. „Aber hier, wo bis zu 1.500 Arbeitsplätze vernichtet werden, kümmert sich keiner drum.“ Läßt der Space Park die Innenstadt veröden?

Eine weitere Befürchtung des Arbeitnehmer-Vertreters: In den Geschäften, die im Space Park entstehen, wird auf Betriebsräte verzichtet werden. Eine sinnvolle Verteidigung der Interessen der Arbeitnehmer sei dann nicht möglich. Als Beispiel nennt er das Geschäftszentrum Weser-Park. Der Trend bei Neueröffungen sei klar: „Auch da haben die meisten Geschäfte keinen Betriebsrat.“ Christoph Dowe

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