Drei fürs Ego

■ OB aus „BHV“ will „HB“-Schilder loswerden / Bremer Senat spricht von April-„sch/er-z“

BHV. Manfred Richter, Oberbürgermeister aus Bremerhaven, macht den August zum April. Denn er hat eine neue alte Idee. Eigentlich gar keine Schlechte. Nur der Monat, der ist falsch gewählt. Richter fordert in großen Lettern: „Bremerhaven will endlich eigenes Autokennzeichen.“ Arbeitstitel der Aktion: „BHV“. Denn, so der Bürgermeister, eines wird immer wieder deutlich: Fischtown leidet unter dem aufoktroyierten „HB“ auf dem Blechschild. „Wir sind es leid, außerhalb Bremerhavens immer wieder als Stadtteil von Bremen angesehen zu werden“, so Richter. Als einzige „Großstadt“ müsse Bremerhaven auf ein eigenes Zeichen verzichten. Das geht an die Psyche.

Nur am Stempel der Polizei und daran, daß die Bremerhavener vier Nummern hinter einen Buchstaben haben, ist der kleine große Unterschied zu erkennen. Richter: „Dieses Unterscheidungsmerkmal reicht außerhalb unseres Bundeslandes nicht aus, wenn wir uns als Bremerhavener darstellen wollen.“ Kostenneutral sei das ganze ohne Probleme zu organisieren. Die Aktion passe in die großangelegte Stadtmarketing-Kampagne, mit der die Stadt ihr Image verbessern und „für Aufbruchsstimmung in der Bevölkerung sorgen“ will. Schon am nächsten Mittwoch soll der Magistrat die Forderung mit einem Beschluß unterstreichen.

Was im ersten Moment als Schnapsidee erscheint, entpuppt sich bei näherem Hinsehen genau als solche. Denn eines ist klar: je mehr Buchstaben am Anfang des Nummernschildes, desto mehr Verachtung schlägt den Autofahrern außerhalb der eigenen Gemarkung entgegen. Denn jeden Kind weiß: mit der Zahl der Buchstaben sinkt die Einwohnerzahl pro Quadratkilometer. Die Zahl der Fuchsschwänze und Spoiler dagegen steigt. Und in diese Tradition will sich Fishtown stellen. Freiwillig.

Andererseits hätten die drei Buchstaben tatsächlich Vorteile: so könnten die Tourismusströme am Freitag- und Samstag-Abend in Bremen leichter erfasst werden. Die Diskos, auf deren Parkplätzen vor allem Autos mit drei Buchstaben stehen, könnten Strukturhilfe beantragen. BesucherInnen könnten sich schon vor dem Eintritt vergewissern, wie angesagt der Laden im Rest des Bundeslandes ist.

Der Senat Bremens ist sich schon lange der Brisanz des Themas bewußt. Wenn der Magistrat nächste Woche tatsächlich beschließt, einen Buchstaben mehr zu beantragen, muß der Verkehrssenator mit dem Bundesverkehrsminister verhandeln. Der Bremer Senat ließ schon einmal verlauten, das „BHV“ werde kommen. Das war eine Pressemitteilung am 1. April 1997, Aktenzeichen sch/er-z. Thema: vom Senat empfohlene April-Enten. Christoph Dowe