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Herabstürzende Glasbauten am Lafayette

■ Obwohl in der Nacht zu Mittwoch eine hundert Kilo schwere Scheibe auf den Gehweg stürzte, will die Bauaufsicht in Mitte das Lafayette-Gebäude nicht schließen. Ein Gutachten schließt weitere Glasbrüch

Der Absturz einer hundert Kilo schweren Glasplatte an der Fassade der Galeries Lafayette bleibt ohne unmittelbare Konsequenzen. Wie das Bezirksamt Mitte gestern mitteilte, sei eine ernsthafte Gefährdung von Passanten nicht zu erwarten. Dies sei das Ergebnis eines Gutachtens, das dem Bezirk gestern vorgelegt wurde. In der Nacht zu Mittwoch war an der Ecke Friedrichstraße/Französische Straße eine 2 x 1 Meter große Glasplatte der Fassadenverkleidung auf die Straße gestürzt. Menschen waren dabei nicht verletzt worden.

Noch immer ist die Ursache des Fassadenbruchs ungeklärt. Nach einer ersten Besichtigung des Schadens am Donnerstag teilte die Bauaufsicht des Bezirks Mitte lediglich mit, daß ein Fehler der Statik als Ursache „mit großer Wahrscheinlichkeit“ auszuschließen sei.

Gleichzeitig beauftragte die Bauaufsicht den Aachener Gutachter Kurt Blank, der bereits für den Investor Roland Ernst beim Bau des Hauses tätig war, die Wahrscheinlichkeit weiterer Glasbrüche zu beurteilen. Wenn diese Analyse die Wiederholung eines solchen „Falles“ nicht hundertprozentig ausschließen könne, so hieß es bei der Bauaufsicht noch am Donnerstag, müsse man Maßnahmen zum Schutz der Passanten einleiten.

Gestern vollzog das Bezirksamt freilich eine Kehrtwende. „Sofortmaßnahmen wie die Sperrung der Straße oder die Verkleidung des ganzen Gebäudes sind zur Zeit nicht notwendig“, sagte Bezirksamtssprecherin Karin Rietz. Zwar könne auch nach Vorliegen des Blank-Gutachtens nicht ausgeschlossen werden, daß in der Folgezeit „einige wenige derartige Scheibenbrüche auftreten“. Durch die Vordächer am Gebäude seien die Passanten auf dem Bürgersteig vor herabfallenden Scheibenteilen aber weitgehend geschützt. Rietz verweist in diesem Zusammenhang auf die Tatsache, daß Ein- Scheiben-Sicherheitsglas, wie es bei der Lafayette-Fassade verwendet wurde, beim „Versagen“ in viele kleine Bruchstücke zerfalle. Diese sogenannten Krümel seien nicht größer als 0,5 Quadratzentimeter.

Gleichwohl will das Bezirksamt bereits in der kommenden Woche alle Beteiligten an einen Tisch bringen. Der Grund dafür sei der Umstand, daß sich sowohl Gutachter als auch Behörden darüber einig seien, daß bald über eine Grundsanierung der Fassade entschieden werden müsse. Das vom Pariser Stararchitekten Jean Nouvel gebaute Gebäude der Galeries Lafayette war im Februar 1996 eröffnet worden. Uwe Rada

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